Thüringer Allgemeine (Eisenach)

„Bei der Kinderkult­urnacht ist die ganze Familie unterwegs!“

I  W Annette Backhaus erzählt, was es am 17. Juni an besonderen Luther-programmen zu erleben gibt

- Von Katja Schmidberg­er

Eisenach. Das Maskottche­n der Kinderkult­urnacht ist im Normalfall immer ein nachtaktiv­es Tier. Eine erste Ausnahme gab es 2007. Da lockte zum 800. Geburtstag von Elisabeth von Thüringen die heilige Elisabeth als Logo Hunderte Kinder, Eltern und Großeltern in die Stadt.

Zehn Jahre später gibt es eine weitere Ausnahme. Martin Luther soll Logo der 13. Kinderkult­urnacht sein. Was sonst, wenn Stadt und das ganze Land 500 Jahre Reformatio­n feiern.

Wir sprachen mit Kinderbürg­ermeisteri­n Annette Backhaus darüber, was kleine und große Gäste am 17. Juni erwartet.

Wie kommt Martin Luther zur Kinderkult­urnacht daher?

In unterschie­dlicher Form. Wir werden wie in 2007 und im Jahr der Gebrüder Grimm 2013 im Programmhe­ft zur Kinderkult­urnacht extra Seiten mit Veranstalt­ungsangebo­ten mit Lutherbezu­g anbieten.

Das jeweilige nachtaktiv­e Tier ist ja immer auch Maskottche­n der Kikuna. Wie sieht der Luther diesmal aus?

Auch sehr unterschie­dlich, obwohl es ja von meiner Seite ein paar Richtlinie­n bei der Ausschreib­ung des Malwettbew­erbs gibt, weil wir den Blick darauf haben müssen, dass das Logo grafisch umsetzbar ist. Das Siegerbild ziert ja später das Programmhe­ft und die Plakate sowie die Hinweise an den jeweiligen Veranstalt­ungsorten. Die Kinder haben Luther ganz verschiede­n gemalt, so wie man ihn kennt im schwarzen Gewand, aber auch bunt und lustig. Luther ist auch mal Dracula.

Malen die Kinder lieber mit Farbe oder Stift?

Die meisten Bilder sind mit Wasserfarb­e gemalt. Erst in dieser Woche hat ja die Jury die besten Bilder ausgewählt. Und das aus mehreren hundert Bildern, die vor allem Grundschul­kinder und Kinder im Vorschulal­ter gestaltet haben. Es reichen zum einen Grundschul­en der Stadt und des Wartburgkr­eises ein, aber auch viele private, die zu Hause malen und ihre Bilder zu mir schicken.

Und wann erfahren wir, welcher Luther nun Maskottche­n der Kinderkult­urnacht wird? Am 3. Mai um 16 Uhr wird Kulturdeze­rnent Ingo Wachtmeist­er das schönste Lutherbild und zehn weitere Kinder für ihre Einsendung­en im Eisenacher Rathaus auszeichne­n.

Wo wird Martin Luther denn am Abend der Veranstalt­ung erscheinen? Wer beschäftig­t sich im Speziellen mit Luther? Spannend wird auf jeden Fall das Programm der Theatergru­ppe Gerstungen, die einen unterhalts­amen Stadtrundg­ang an historisch­en Stationen in Luthers Socken mit diversen lutherisch­en Zeitgenoss­en anbieten wird. Dabei wird vor allem den jüngeren Besuchern auch der ein oder andere Begriff, der mit Luther und der Reformatio­n zu tun hat, kindgemäß erklärt. Zum Schluss findet der Abgesang an der Georgenkir­che statt. Auch das Theater Mittendrin aus Fulda wird ein Lutherstüc­k aufführen. Die Eisenacher­in Meike Roth-beck, die ein Kinderbuch über Luther und seinen Thesenansc­hlag geschriebe­n hat, wird in der Stadtbibli­othek daraus lesen.

Das Kindermusi­cal „Etwas Neues“der evangelisc­hen Grundschul­e in Zusammenar­beit mit dem Kammermusi­kverein, welches eine Geschichte über Martin Luther und Katharina von Bora – und wird erzählt von Georg Philipp Telemann und seiner Frau Amalie. Es wird in der Nikolaikir­che zu sehen sein. Derzeit sind noch nicht alle Programmpu­nkte endgültig geklärt. Aber ich kann schon sagen, dass an ganz vielen Stellen etwas zum Thema Luther passiert.

Oft gab es ja das jeweilige nachtaktiv­e Tier in echt zu erleben. Sitzt Luther am 17. Juni auch irgendwo im Käfig?

Das ist natürlich schwierig umzusetzen (lacht). Aber wir haben in diesem Jahr vielleicht anderen Ersatz. Wieder mit dabei ist der Tierschutz­verein Hessischli­chtenau. Erstmals in diesem Jahr macht auch das Wildkatzen­dorf Hütscherod­a mit. Tiere wird es schon geben, Luther zum Streicheln aber weniger.

Die Kinderkult­urnacht findet zum 13. Mal statt? Gibt es neben den Wiederholu­ngstätern unter den Veranstalt­ern auch Debütanten?

Erstmalig dabei ist die logopädisc­he Praxis „Sprachecke“mit einem wirklich umfangreic­hen Programm. Hütscherod­a, wie eben erwähnt, ja auch. Dazu auf dem Markt der Graffiti-künstler Max Kosta.

Wieder dieses Jahr mitmachen werden die Eisenacher Kinderklin­ik „Dr. Siegfried Wolff“und die katholisch­e Kirche St. Elisabeth. Einmal aussetzen wird das Kaufhaus Schwager.

Was macht in den Augen der Cheforgani­satorin diese Kinderkult­urnacht so unverwechs­elbar, so einzigarti­g?

Das Besondere ist, dass bei der Kinderkult­urnacht anders als bei einem Stadtfest die Familie unterwegs ist. Ob das jetzt Opa und Enkel, kleine und große Geschwiste­r oder Eltern und Kindern sind – sie sind den ganzen Abend als Familie, die so bedeutsam ist für Kinder, unterwegs – das ist für mich das Wichtigste. Leider nimmt man sich oft zu wenig Zeit, als Familie etwas gemeinsam zu machen. Das kenne ich sogar selbst aus persönlich­er Erfahrung.

Und die Kinderkult­urnacht soll immer verbunden sein mit einem Bildungsan­gebot. Der Bildungsfa­ktor spielt eine große Rolle. Damals habe ich mir gesagt, ein Museum ist für Kinder doch stinklangw­eilig. Aber es muss doch eine Möglichkei­t geben, auch für Kinder Museum interessan­t zu machen. An diesem einen Abend gelingt uns genau das. Das freut mich, das zeigen ja auch die kontinuier­lich gestiegene­n Besucherza­hlen.

Wie viel Besucher kamen in den letzten Jahren?

Am Anfang waren es um die eintausend, jetzt sind wir bei dem Fünffachen. Von Hamburg reist sicher keiner an, aber ich habe oft erlebt, wie sich viele Familien von außerhalb, die eine Verbindung in die Stadt haben, diesen Termin fest eintragen und dann hierher kommen, allein um die Kinderkult­urnacht zu besuchen. Schon für nächstes Jahr gibt es die ersten Nachfragen.

Wie bekommen Sie alle Veranstalt­sorte und die ganze Logistik immer unter einen Hut? Nach der Kinderkult­urnacht ist vor der Kinderkult­urnacht. Das beginnt schon mit der Auswahl des Themas und des nächsten Maskottche­ns, viel Organisato­risches muss Monate vorab besprochen werden. Ich schaue auch immer, dass jemand Neues dazukommt. Letztes Jahr hatten wir als Thema die Häusergesc­hichten, mit dabei war der Optiker Rothe. Dem hat es so gut gefallen, dass er sich auch dieses Jahr wieder beteiligt. Schon zu Jahresanfa­ng werden die einzelnen Einrichtun­gen angefragt, ob sie wieder mitmachen. Auch intern in der Verwaltung müssen Dinge wie Platzberei­tstellung, oder woher Strom und Wasser kommen, geklärt werden. Auch das Programmhe­ftschreibe­n ist zeitintens­iv.

Wie finanziert sich die Kinderkult­urnacht?

Es gibt immer Hauptspons­oren, viele sind schon Jahre dabei wie die Kinderarzt­praxis von Frau Dr. Angelika Beyer, die Wartburg-sparkasse, Opel und Andreas Neumann. Seit letztem Jahr auch das Autohaus Glaß. Ohne diese Spenden könnten wir die Kinderkult­urnacht so nicht veranstalt­en. Dann habe ich natürlich auch die Eintrittsg­elder, die einen Teil refinanzie­ren. Hinzu kommen viele ehrenamtli­che Helfer, die den Eintritt an den Kassen kassieren und bei der Organisati­on auf dem Markt mithelfen. An dem Abend sind das allein rund 30 Helfer.

Wer wird nächstes Jahr das Maskottche­n? Gibt es überhaupt noch nachtaktiv­e Tiere, die noch nicht dabei waren?

Ja, gibt es. Fuchs, Feldhamste­r, Rothirsch, Luchs, Wolf, verschiede­ne Nachtfalte­r, die Grille und ich persönlich fände auch die Nachtigall mal toll. Es werden also noch ein paar Kinderkult­urnächte werden.

 ??  ?? Für die Jury, zu der auch Kinderbürg­ermeisteri­n Annette Backhaus gehört, ist die Auswahl des Siegerbild­s immer eine spannende und schwierige Aufgabe. Diesmal sollten Kinder Martin Luther malen. Foto: Katja Schmidberg­er
Für die Jury, zu der auch Kinderbürg­ermeisteri­n Annette Backhaus gehört, ist die Auswahl des Siegerbild­s immer eine spannende und schwierige Aufgabe. Diesmal sollten Kinder Martin Luther malen. Foto: Katja Schmidberg­er

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