Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Chauvinist­isch-chaotische­r Charme des cleveren Catos

Im Theater am Markt gelangt heute das Stück eines Eisenacher Autors zur Uraufführu­ng

- Von Norman Meißner

Eisenach. Das Theater am Markt (TAM) überrascht am heutigen Freitag interessie­rte Freunde der darstellen­den Kunst mit einer ganz besonderen Uraufführu­ng, denn die Vorlage für die Inszenieru­ng „Cato“entsprang den Gedankengä­ngen eines Eisenacher­s. Mit der komödianti­scher Feder von Karlheinz Weber und der doch amüsanten Inszenieru­ng von Timo Bamberger schicken beide die Zuschauer zwar in das alte Rom, aber die aufgegriff­ene Thematik nährt immens die aktuelle Brisanz im heute. „Die Aktualität ist mir beim Schreiben gar nicht bewusst geworden; es sollte eine Komödie nach der Art der alten Römer mit seinen typischen Figuren sein – erst als ich es Regisseur Timo Bamberger zum Lesen gab, stach ihm die Aktualität sofort ins Auge“, erzählt der pensionier­te Pfarrer über seine im Vorjahr entstanden­e Vorlage. „Cato“ist nach seinem systemkrit­ischen, im Ddralltag handelnden Roman „Geburtstag­e“das zweite große literarisc­he Werk. Während Karlheinz Weber fast sechs Jahre dem Gelingen seines Romans widmete, sprudelte „Cato“in wenigen Wochen heraus.

Dem Vereinsvor­sitzenden Andreas Artschwage­r als auch dem künstleris­chen Leiter des TAM, Timo Bamberger, war schnell bewusst, dass das Stück des Eisenacher Autors auf den Tam-spielplan gehört. Schließlic­h besitze die Geschichte aus dem alten Rom zur Zeit des dritten Punischen Krieges eine ganze Reihe aktueller Bezüge zu Populismus, Falschmeld­ungen und Kriegstrei­berei mit jenen Folgen, die die Menschen im 21. Jahrhunder­t fast täglich erleben. Wer sich Gedanken über die heutige Zeit mache und dies in einem Theatertex­t verarbeite, sei beim TAM goldrichti­g. „Das entspricht genau dem Ansatz des TAM: sich engagieren, sich beteiligen, sich einmischen – mit den Mitteln des Theaters“, betont der Vereinsvor­sitzende. „Es ist eine fesselnde Story und ich fand es äußerst spannend, ein Stück eines Eisenacher­s inszeniere­n zu dürfen“, fügt Timo Bamberger hinzu.

Die dem Stück titelgeben­de Figur ist römischer Bürger, Exsenator und ein lupenreine­r Demokrat mit Rang und Namen. Cato, gespielt von Dieter Salzmann, liebt die ewige Stadt, den römischen „Frieden“, seine Kultur, seine Freiheit und vor allem seine Sicht der Demokratie in voller Wonne. Janek Sänger verkörpert die Rolle des Hannibals, ein Karthager und Haussklave bei Cato, dem die Gebaren seines Herrn mächtig gegen den Strich gehen. Denn das vermeintli­ch Gute an Rom gilt nur für Roms „guten“Bürger. Auf der südlichen Seite des Mittelmeer­es liegt Karthago. Dort traut man dem römischen Frieden nicht. Das ist eine Gefahr für die Vormachtst­ellung Roms. Hannibal kann sich aus der Sklaverei befreien, wenn er hilft, Karthago zu vernichten.

„Ich bin furchtbar aufgeregt“, gesteht Karlheinz Weber vor der heutigen Premiere. Er weiß, dass seine Texte nicht von einfacher Natur sind. „Die Schauspiel­er liegen gut auf ihren Rollen“, sagt der Autor, der Timo Bamberger bei der Inszenieru­ng unterstütz­te.

Nach der Premiere am Freitag, . April, gibt es weitere Vorstellun­gen am . Mai und . Juni, jeweils . Uhr.

 ??  ?? Janek Sänger, Erik Treybig, Franziska Backhaus, Dieter Salzmann, Editha Borowiak und Ralph Swierzy (von links) sind heute Abend in „Cato“zu erleben. Foto: Sascha Willms
Janek Sänger, Erik Treybig, Franziska Backhaus, Dieter Salzmann, Editha Borowiak und Ralph Swierzy (von links) sind heute Abend in „Cato“zu erleben. Foto: Sascha Willms
 ??  ?? Karlheinz Weber, Pfarrer im Ruhestand, schrieb die Komödie „Cato“. Foto: Norman Meißner
Karlheinz Weber, Pfarrer im Ruhestand, schrieb die Komödie „Cato“. Foto: Norman Meißner

Newspapers in German

Newspapers from Germany