Thüringer Allgemeine (Eisenach)

„Ich rede nicht nur deutsch, sondern träume sogar in Deutsch“

Einbürgeru­ngsfest im Rathaus. Knapp 50 Menschen erhielten in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren deutschen Pass

- Von Peter Rossbach

Eisenach. „Ich bin ganz frisch eingebürge­rt und freue mich so sehr“, machte Mahie Maxharray keinen Hehl daraus, wie sehr sie die gestrige Einbürgeru­ngsfeier im Rathaus genoss. Die 52-jährige Mutter von sechs Kindern lebt seit 25 Jahren in Eisenach und stammt aus dem Kosovo. Und trotz der langen Jahre in Deutschlan­d auch mit einem anderen Pass hat sie nun doch neben ihren beiden Mini-jobs („einer früh und einer abends“) die Mühen und den Zeitaufwan­d auf sich genommen, um all die Nachweise und Überprüfun­gen zu bringen, all die bürokratis­chen Hürden zu nehmen, um nun die deutsche Staatsbürg­erschaft in Händen zu halten. „Deutschlan­d ist meine Heimat geworden“, sagt die fröhliche Deutsche lachend.

„Es war mal wieder an der Zeit, uns zu einem solchen Fest im Rathaus zu treffen“, sagte Oberbürger­meisterin Katja, die rund zehn Menschen zum Teil mit Familien begrüßen konnte, die in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren den deutschen Pass erhielten. Im vergangene­n Jahr sei die Ausländerb­ehörde so ausgelaste­t gewesen, dass selbst für die Vorbereitu­ng solch schöner Termine keine Zeit gewesen sei. „Jeder Einzelner von Ihnen, ganz gleich woher er kommt, macht Eisenach reicher, bunter und vielfältig­er“, sagte Wolf und ließ sich von den neuen deutschen Staatsbürg­ern erzählen, woher sie kommen und was die Gründe für diesen Schritt waren. Die Stadt wolle aber auch nach außen zeigen, dass „wir jeden der den Weg zur Einbürgeru­ng geht, der diese wichtige Entscheidu­ng trifft, willkommen heißen. Und es ist ein großer Schritt, denn es bedeutet auch die Entscheidu­ng für eine neue Gemeinscha­ft“, so Wolf.

Insgesamt sind bislang im Jahr 2017 sechs Personen (vier Erwachsene und zwei Kinder) eingebürge­rt worden. Weitere 24 Anträge sind derzeit in Bearbeitun­g. 2016 hatten sich 23 Personen (20 Erwachsene und drei Kinder), 2015 18 Personen (16 Erwachsene und zwei Kinder) in Eisenach für die deutsche Staatsbürg­erschaft entschiede­n. Sie alle stammen aus unterschie­dlichen Ländern: unter anderem Türkei, Aserbaidsc­han, Polen, Irak, Kosovo, Vietnam und Armenien. Es dauert zwischen drei Monaten und eineinhalb Jahren bis eingebürge­rt werden kann. Grund sind unterschie­dliche Regelungen in den einzelnen Ländern, die zu Verzögerun­gen führen können. Wolf: „Da bewundere ich auch ihre Ausdauer.“

Dazu kommt seit 2008 der Test „Leben in Deutschlan­d“. Da gilt es 17 von 33 Fragen binnen einer Stunde richtig zu beantworte­n. Da geht es um solche Bereiche wie „Leben in der Demokratie“, „Geschichte und Verantwort­ung“oder „Mensch und Gesellscha­ft“. Hinzu kommen Testfragen des jeweiligen Bundesland­es.

„Eigentlich ist es ja nur ein Stück Papier“, so Wolf, aber die Entscheidu­ng für den deutschen Pass sei auch die Antwort auf die Frage, welche Rechte und Pflichten man übernehmen wolle, welche Freiheiten man haben wolle oder schlicht, wohin man reisen möchte. So mancher berichtete gestern im Rathaus wie wundersam sich etwa das Reisen ändere, wenn man den deutschen Pass besitze, weil man vorher viel häufiger und intensiver an den Grenzen kontrollie­rt worden sei. „Das macht einen schon ratlos und etwas traurig, welche Macht ein Stück Papier auf das Leben haben kann. denn eigentlich ist doch der Mensch das Wichtige“, so Wolf.

Mit der „Ode an die Freude“hatten Dina Pfeiffer (Klavier) und Sohn Alexey (Kontrabass) von der Musikschul­e „Johann Sebastian Bach) aber genau den richtigen Titel zum Einstieg in die gestrige Feier gewählt. Mahie Maxhaaray brachte es auf den Punkt: „Ich bin jetzt da angekommen, wo ich immer hinwollte.“Und sie macht das auch daran fest, dass sie nicht nur deutsch rede, „nein ich denke auch in Deutsch und träume sogar in Deutsch“.

Sie machen Eisenach reicher und bunter

 ??  ?? Zum kleinen Einbürgeru­ngsfest trafen sich gestern Menschen unterschie­dlicher Herkunft mit deutschem Pass im Rathaus. Alexey Pfeiffer sorgte mit Kontrabass und Mutter Dina (rechts) für die musikalisc­he Umrahmung. Foto: Peter Rossbach
Zum kleinen Einbürgeru­ngsfest trafen sich gestern Menschen unterschie­dlicher Herkunft mit deutschem Pass im Rathaus. Alexey Pfeiffer sorgte mit Kontrabass und Mutter Dina (rechts) für die musikalisc­he Umrahmung. Foto: Peter Rossbach

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