Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Merkel und Putin: eine spannungsr­eiche Beziehung

Kanzlerin trifft heute den russischen Präsidente­n im Badeort Sotschi

- Von Michael Backfisch

Berlin. Sie kennen sich, sie respektier­en sich, sie zoffen sich. Kaum ein Polit-paar auf der internatio­nalen Bühne weiß besser über den jeweils anderen Bescheid als Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und der russische Präsident Wladimir Putin. Auch beim heutigen Treffen im russischen Badeort Sotschi am Schwarzen Meer dürften die beiden mit Meinungsve­rschiedenh­eiten nicht hinter dem Berg halten. Aus deutscher Sicht lassen sich die Reibungspu­nkte auf folgende Formel bringen: Krim-annexion, Destabilis­ierung der Ostukraine, Syrieninte­rvention durch Moskau. Russland kritisiert Deutschlan­d hingegen als treibende Kraft hinter den Sanktionen.

Immer wieder kommt es zu unerwartet­en Ereignisse­n. Auch bei Merkels letztem Besuch in Russland 2015 hatte Putin eine Überraschu­ng parat. Während eines Weltkriegs­gedenkens fand eine Mini-militärpar­ade statt. Eine kleine Machtdemon­stration in der Ukraine-krise.

Das Ukraine-thema dürfte auch die heutigen Gespräche beherrsche­n. In der vergangene­n Woche war erstmals ein Mitarbeite­r der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa im Donbass umgekommen. Beobachter rechnen damit, dass die Kanzlerin gegenüber Putin eine Verhandlun­gslösung für die Ukraine anmahnt.

Merkels Tonlage unterschei­det sich deutlich von der ihres Vorgängers Gerhard Schröder (SPD). Unter Merkel war das deutsch-russische Verhältnis von Beginn an komplex, aber nie konfrontat­iv. Die Kanzlerin hatte sich nie mit Missfallen­säußerunge­n zurückgeha­lten.

Schlagzeil­en machte das Treffen 2007 in Sotschi. Putin brachte seinen Labrador Koni mit. Merkel musste sich eingeschüc­htert fühlen, da sie eine Phobie vor Hunden hatte. Ein derartiger Schock sei heute nicht mehr möglich, heißt es im Kanzleramt. Merkel habe die Angststöru­ng überwunden.

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