Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Mainz taumelt am Abgrund

Nach der Niederlage gegen Mönchengla­dbach wartet auf die Rheinhesse­n das richtungsw­eisende Spiel beim HSV, der in Augsburg unterging

- Von Wolfgang Lindenlaub

Mainz. Der FSV Mainz 05 und die 1. Bundesliga – das gehört eigentlich zusammen wie Rotweiß Erfurt und Liga 3. In der Vorsaison hatten sich die Nullfünfer locker für die Europa League qualifizie­rt. Und lange Zeit mischten die Rot-weißen aus Rheinland-pfalz auch diesmal wieder mit bei jenen Erstligist­en aus der zweiten Reihe, die leise internatio­nale Ambitionen hegen.

Doch dann kam unerbittli­ch wie mit einer Lawine in den Schweizer Alpen die rasante Talfahrt: Fünf Spiele, null Punkte – 05 eben. In anderen Vereinen, und inzwischen schon neunmal praktizier­t, hätte man den Coach wohl gefeuert. Nicht so in Mainz. Vorstand und insbesonde­re Sportdirek­tor Rouven Schröder schnürten eine straffe Seilschaft mit Trainer Martin Schmidt. Für den in den heimatlich­en Regionen des Wallis erprobten Hobby-bergsteige­r Schmidt waren die Mühen des Abstiegs angesagt, Marschrout­e „Mainz bleibt 1“.

Drei Tage nach Schmidts 50. Geburtstag siegten die Nullfünfer dann doch wieder. 1:0 gegen Hertha. Danach holten sie einen Big Point – 2:2 in München gegen die übermächti­gen Bayern. Vor dem Heimspiel gegen Mönchengla­dbach war der feste Wille „Wir sind wieder da“allenthalb­en zu spüren. Mit ihrem Kilometer-fresser-turbo legten die Mainzer furios los, leidenscha­ftlich, aggressiv, offensiv. Aber nach fünf Minuten war alles schon wieder vorbei. Die Borussen vom Niederrhei­n, Mitte der Woche im Pokal gegen Frankfurt nach Elfmetersc­hießen gestrauche­lt, waren jetzt Herr im Haus in der Mainzer Arena. 0:1 durch Lars Stindl, 0:2 durch Nico Schulz.

Trainer Schmidt hatte in der Pause sein rotes Sweatshirt gegen ein graues gewechselt. Sinnbild für die Tristesse seines Teams in der ersten Halbzeit? Er wuselte kaum noch schreiend und gestikulie­rend an der Seitenlini­e. Im Zehnminute­n-takt wechselte er Ramalho, Cordoba und de Blasis ein (Kommentar nach dem Spiel: „Auf den Punkt von München hatten sich einige wohl zuviel eingebilde­t“). Vor allem mit dem quirligen Argentinie­r de Blasis tauten die Mainzer wieder auf. Der bereitete genial das 1:2 vor. Und kurz zuvor hatte Martin Schmidt auch das rote Oberteil mit dem Schriftzug „Mainz bleibt 1“wieder übergestre­ift.

Die Wende zum Positiven blieb indes aus. Besser werden soll es am kommenden Sonntag gegen den HSV im Volksparks­tadion. Die Hansestädt­er taumeln ebenfalls wieder am Abgrund, nachdem sie mit 0:4 (0:2) von den Augsburger­n demontiert worden waren. Zwei Heimspiele – Mainz und Wolfsburg –, bleiben noch, das Ruder herumzurei­ßen. Nun soll offenbar ein Kurz-trainingsl­ager helfen, wie ein Hsv-sprecher verlauten ließ. Darüber soll heute endgültig entschiede­n werden.

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Krisengesp­räch: -Trainer Martin Schmidt (links) mit Sportdirek­tor Rouven Schröder. Foto: Thomas Frey

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