Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Bessere Arbeitsbedingungen als zentrale Forderung am 1. Mai
Gewerkschaften und Politik demonstrieren in Eisenach gemeinsam auch gegen Rechtsextremismus
Eisenach. Wer am 1. Mai auf dem Marktplatz vorbeischaut, findet das Symbol der Arbeiterbewegung an vielen Knopflöchern – die rote Nelke. Zum Tag der Arbeit haben auch in Eisenach am Montag viele Menschen für eine solidarische Gesellschaft und mehr soziale Gerechtigkeit demonstriert.
Zunächst zog vom Bahnhof ein Demonstrationszug aus Vertretern von Gewerkschaft, Politik und Bürgern zum Markt, wo die Kundgebung stattfand. Neben dem Vorsitzenden der Thüringer Polizeigewerkschaft GDP, Kai Christ, sprach Thüringens Sozialministerin Heike Werner (Linke) zum Motto der Mai-kundgebungen „Wir sind viele, wir sind eins!“
Werner richtete in ihrer Rede den Blick jedoch nicht nur auf die Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland. „Es geht nicht nur um Arbeitszeitverkürzung bei uns und bessere und gerechtere Löhne. Es geht darum, dass Menschen weltweit unter schwierigsten Bedingungen auf der Flucht sind“, betonte die Ministerin. Auch in dem reichen Europa sei die Jugendarbeitslosigkeit hoch wie nie und steige weiter. Es gehe zudem darum, „dass in Deutschland die Arbeitnehmerrechte zum großen Teil noch mit Füßen getreten werden.“Die rot-rot-grüne Landesregierung habe es aber geschafft, gute Dinge auf den Weg zu bringen, dafür im Bundesrat immer wieder einzutreten. Dies auch in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften. „Die Landesregierung will die Gesellschaft gerechter machen“, sagte Werner. Stellvertretend nannte die Ministerin das Landesprogramm „Öffentlich geförderte Beschäftigung.“Rot-rot-grün habe darüber bereits 721 Menschen in Arbeit gebracht.
Derzeit gebe es in Thüringen noch rund 26 000 Menschen, die keine Perspektive am Arbeitsmarkt hätten.
Wie ihr Vorredner Christ nannte sie ähnliche Probleme, denen sich Politik und Wirtschaft stellen müssten: gerechte Entlohnung, weniger Arbeitsbelastung, gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit von Männern und Frauen sowie ein vernünftiger Mindestlohn, der langjährige Arbeitnehmer mit Eintritt in die Rente nicht in Armut stürze. Werner sieht auch Handlungsbedarf bei der Leiharbeit. „75 Prozent der Leiharbeiter erhalten nicht den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft“, betonte die Ministerin. Christ sprach die zunehmende Arbeitsbelastung an und nannte als Beispiel, dass es 2016 junge Polizisten gab, die im ganzen Jahr ein freies Wochenende gehabt hätten.
Leiharbeiter mit geringem Lohn
Werner wie auch Christ forderten in ihren Reden eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Kinder dürfen kein Posten in der Berechnung des Familienetats sein“, forderte der Polizeigewerkschafter.
Der 1. Mai war in Eisenach auch wieder Gelegenheit, um gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu protestieren. Das Bündnis gegen Rechtsextremismus beteiligte sich ebenso wie Gewerkschaften und demokratische Parteien. Die Kundgebung klang bei Bier, Würstchen und Musik aus.