Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Rettung aus höchster Seenot
Seit 2015 hat die deutsche Marine 20 281 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer auf ihre Schiffe geholt. Ob die Mission weitergeht, ist noch offen
Berlin. Weitermachen, was sonst? Wolfgang Hellmich (SPD), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, setzt sich dafür ein, dass die Bundesmarine die Seenotrettung im Mittelmeer fortsetzt: die Eu-operation „Sophia“. Die Akzeptanz im Parlament ist groß. Seit 2015 hat die Marine 20 281 Menschen gerettet, erfuhr diese Zeitung aus dem Truppeneinsatzkommando. Am 30. Juni endet das Mandat des Bundestages. Hellmich erwartet, dass das Kabinett eine Fortsetzung beantragen wird, noch im Laufe des Monats. Die Initiative muss von der EU ausgehen.
Etwa 25 Rettungsschiffe sind in der Region ständig im Einsatz. Allein in den vergangenen vier Tagen wurden laut der Un-migrationsagentur IOM 6600 Flüchtlinge in Seenot aufgegriffen, 50 000 seit Beginn des Jahres. Im selben Zeitraum sind 1150 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen.
Die 100-köpfige Besatzung des Tenders „Rhein“– seit April vor Sizilien im Einsatz – nahm bereits Mitte des Monats 998 Männer und 183 Frauen auf. Am 1. Mai brachte sie ein Motorboot auf und fand Maschinengewehre, Mörser, Minen, Panzerabwehrwaffen und Granaten.
Vor Italiens Küste spielen sich seit Jahren Dramen ab. Schon 2014 wurden 170 000 Flüchtlinge gerettet. Man kann nicht mit Zahlen belegen, dass die Hilfsaktionen das Geschäft der Schlepper angetrieben hätten. Richtig ist aber, dass die Rettung einkalkuliert ist. Und dass 2016 die Zahlen wieder gestiegen sind, auf 181 000 Menschen.
Der Schwerpunkt der Schleuseraktivitäten liegt an der libyschen Küste. Die EU will die Küstenwache des Krisenstaats stärken. Die Libyer haben dafür eine Wunschliste präsentiert – sie bitten um 130 Boote, Funkgerät, Taucheranzüge, schusssichere Westen oder Nachtsichtbrillen. Aber der Staat ist fragil, es ist bekannt, dass Teile der Einheitsregierung Verbindungen zu Schmugglern haben.