Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Elisabeths Elle in goldener Hülle
Karsten Jauch über eine Ausstellung auf Schloss Neuenburg
Während sich die Wartburg in diesen Tagen mit der Nationalausstellung „Luther und die Deutschen“ganz dem Reformationsjubiläum widmet, hat man auf der Schwesternburg der Thüringer Landgrafen, auf Schloss Neuenburg, die religiösen Wurzeln Martin Luthers im Blick. „Wir wollten keine Lutherausstellung, haben aber über den Glauben nachgedacht“, sagte der Kunsthistoriker Philipp Jahn von der Kulturstiftung Sachsen-anhalt. So entstand die Idee einer Ausstellung über Elisabeth von Thüringen mit dem schönen Titel „Die verehrte Heilige“.
Ein rundes Jubiläum gibt es nicht, dafür aber ein sensationelles Ausstellungsstück. Ab Donnerstag ist es zu sehen – das Armreliquiar der Heiligen aus dem Privatbesitz von Fürst Alexander zu Sayn-wittgenstein-sayn. Natürlich bleibt die eigentliche Reliquie – angeblich handelt es sich um ein Stück von Elisabeths Elle – in Sayn. Doch dürfte die Heilskraft der Reliquie längst auf den im Jahre 1240 entstandenen goldenen Behälter übergegangen sein, meint Kunsthistoriker Philipp Jahn im Gespräch mit dieser Zeitung.
Mindestens zweimal war Elisabeth mit dem Landgrafen auf der Neuenburg, die sozusagen die Thüringer Nordgrenze markiert. Wenige Jahre nach ihrem Tod ist dort die Doppelkapelle zu ihren Ehren umgebaut worden. Das belegen Rechnungen aus dem Jahre 1240. Der Dominikanermönch Dietrich von Apolda hat ein paar Jahre später die Biografie der Heiligen aufgeschrieben. Auch dieses Dokument,das auch das Kreuzwunder auf der Neuenburg beschreibt, ist dabei.
Das berühmteste Elisabeth-reliquiar allerdings, der mit Edelsteinen besetzte Goldbehälter für ihren Schädel, ist nicht zu sehen. Er liegt schwer beschützt als Krigsbyte, also Kriegsbeute, im Historischen Museum in Stockholm. König Gustav Adolf hat ihn im Dreißigjährigen Krieg gestohlen. Vermutlich aus diesem Grund verleihen die schwedischen Museumsleute das Artefakt auch nicht. Das Armreliquiar gleicht es aus.
Die Ausstellung oberhalb von Freyburg ist bis zum Reformationstag zu sehen, das Reliquiar nur für zehn Tage.