Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Wenn die Federn fliegen
Ein verwaistes Spatzenbaby wird Storch – aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Der Film „Überflieger: Kleine Vögel – Großes Geklapper“punktet mit einer schönen Atmosphäre, setzt aber auf vertraute Erzählmuster. Ein verwaistes Ei in einem Spatzennest wird von einer fürsorglichen Storchendame ausgebrütet. Der Vogel hält sie sofort für seine Mama. Der Adoptivvogel Richard integriert sich gut. Doch dann kommt der Herbst, und für die Störche steht die lange Reise in den Süden an. Ehe er sich versieht, ist Richard schon wieder allein. Er erfährt, dass er in Wirklichkeit ein Spatz ist, und als er eines Morgens aufwacht, ist seine Adoptivfamilie verschwunden. Weil der kleine Kerl nicht die nötige Ausdauer besitzt und die anstrengende Reise deshalb kaum überleben würde, hat man ihn lieber gleich zurückgelassen. Wie es sich für einen jungen, gutgläubigen Vogel gehört, hält Richard das Ganze erst einmal für ein Missverständnis. Ihn packt sogleich der Ehrgeiz, den Zugvögeln zu folgen. Als es Richard gelingt, zwei andere Außenseiter als Begleiter zu gewinnen, beginnt die beschwerlich lange Reise, die über Umwege tatsächlich bis nach Afrika führt. Unterwegs wird sich Richard darüber klar, wer er ist und wo er hingehört. Auf verschiedenen Ebenen geht es immer wieder um Identitäten und Selbst- und Fremdwahrnehmungen – und darum, dass man letztlich doch zumindest mitentscheiden kann, wer man sein möchte. (KNA)