Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Traurig und wütend zugleich

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Margitta Guhn über den Abschied von einem schönen Kulturerle­bnis

Als ich den Artikel von Frank Quilitzsch über den Nachruf auf das neue Schauspiel Erfurt in der TA las, konnte ich es eigentlich gar nicht glauben, dass es vorbei sein soll. Immer war in uns die stille Hoffnung, im Sommer geht es mit dem Spiel in der Barfüßerki­rche weiter.

Wir, die Zuschauer, die alle Aufführung­en in der Barfüßerru­ine gesehen haben, haben sich jedes Jahr aufs Neue auf einen schönen Abend gefreut.

Unsere Vorfreude war immer groß. Ich bin überzeugt, dass alle, die Shakespear­e & Co gesehen haben, genauso viel Spaß beim Zusehen hatten, wie die Schauspiel­er beim Spielen ihrer Rolle. Man sah es ihnen an, diese Lust zu spielen, zu improvisie­ren, wenn ein Flugzeug über die Ruine flog. Sich zu steigern in ihrer Rolle, weil sie merken, das Publikum ist dabei – das Publikum vom Kind über junge Leute bis zur reiferen Generation. Der Applaus zum Schluss war frenetisch, und wir waren begeistert von dieser spielerisc­hen Leistung. Soweit ich weiß, waren die Vorstellun­gen immer ausverkauf­t. Es macht mich traurig und wütend zugleich, dass man diesem Ensemble keine Chance eingeräumt hat. Dieses besondere Flair in der Barfüßerru­ine, der Zustrom Erfurter Bürger und ihrer Gäste zu den Vorstellun­gen hätten die Entscheidu­ng für den Fortbestan­d des Ensembles sein müssen. Der Stadt hätte dies gut zu Gesicht gestanden.

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