Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Ungeliebte­r Sportdirek­tor Gaudino verlässt Wacker zum Saisonende

Fußball-regionalli­gist aus Nordhausen und der Ex-nationalsp­ieler passen nicht zusammen. Trennung zum 30. Juni

- Von Dirk Pille

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Nordhausen. Nein, es war keine Liebe. Auch nicht auf den zweiten Blick. Wacker Nordhausen und sein Sportdirek­tor Maurizio Gaudino werden nach dem Saisonende getrennte Wege gehen. Sein Vertrag endet am 30. Juni. Der Verein wird ihn nicht verlängern, erfuhr die Thüringer Allgemeine. Bis dahin arbeitet Maurizio Gaudino weiter für Wacker bei der Sponsorens­uche, wird aber nicht bei der Mannschaft sein. Eine offizielle Mitteilung darüber gibt es von Wacker bis zum 1. Juli wohl nicht. „Wir wollen bis zum Pokalfinal­e in Ruhe arbeiten“, erklärte Wacker-präsident Nico Kleofas gestern auf Nachfrage.

In einem langen Gespräch tauschten sich Kleofas und Gaudino bis in den späten Montagaben­d darüber aus, was bei dem Engagement des Ex-nationalsp­ielers in Nordhausen schiefgela­ufen war. Kleofas wollte dazu gestern offiziell keine Stellung nehmen. Doch seit Wochen ist klar, das Projekt, die Personen, das Umfeld – es passte einfach nichts zusammen. „Die Schuld dabei liegt nicht allein bei Maurizio. Auch ich habe das mitgetrage­n. Es war sicher auch ein großes Problem, dass ich so lange erkrankt war“, meinte Kleofas dann doch zur Personalie.

Der 50 Jahre alte Gaudino, der auch als Spielerver­mittler arbeitet, kam im Juli zu Wacker Nordhausen und wurde von seinem Freund Kleofas als Sportdirek­tor installier­t. Kleofas wollte die sportliche Führungsar­beit delegieren. Doch die Flut neuer Spieler mit teilweise klangvolle­n Namen (Sailer, Yelen, Scholl), die Gaudino verpflicht­ete, prallten auf die Alteingese­ssenen wie Pfingsten-reddig, Peßolat oder Berbig. Zwei oder zum Schluss sogar drei Gruppen bildeten sich, die nicht einmal mehr profession­ell zusammenar­beiteten. Daran scheiterte­n die Trainer Albersinge­r, Piplica und van Eck. Sie bekamen das Hauptprobl­em bei Wacker nicht in den Griff. Gaudino geriet mehr und mehr in die Defensive. Eine „Reinigungs­aktion“im Winter, die auch die beliebten Innenverte­idiger Blume und Nennhuber traf, sorgte bei den Fans für Unmut. Das Umfeld startete über soziale Netzwerke eine Kampagne gegen Gaudino, dessen Vermittler-kollegen und Spieler-vater Siegfried Herröder und einige unbeliebte Spieler. Als dann mit René van Eck auch der dritte Trainer in einer Saison scheiterte, wusste Gaudino, dass er in Nordhausen keine Zukunft mehr haben würde.

Beim Abgang des niederländ­ischen Trainers stellte sich zudem heraus, dass der Coach zwar einen Trainersch­ein, aber keine für die 3. Liga erforderli­che Fußball-lehrer-lizenz besaß. Van Eck hätte nur in der Regionalli­ga trainieren dürfen.

Inzwischen hat Wacker mit dem Berliner Volkan Uluc einen frisch gebackenen Fußball-lehrer eingestell­t. Der 47 Jahre alte Regionalli­ga-kenner (Berliner AK, BFC, FC Carl Zeiss Jena) soll nun endlich eine Wackermann­schaft formen, die in der kommenden Saison wieder ganz oben mitspielen kann. Für die solide Basis hat, so paradox es klingt, auch Gaudino gesorgt. Mit den beiden Jung-bayern Hägler und Günzel, mit den erfahrenen Chaftar, Sailer oder Kauffmann, mit Rauhut und Lela besteht mehr als die halbe aktuelle Stammelf aus von Gaudino verpflicht­eten Spielern.

Uluc setzt auf kleinen Kader mit 23 Spielern

In der neuen Saison will Trainer Uluc. der laut Vereinsbos­s Kleofas die komplette sportliche Verantwort­ung trägt, einen Kader mit nur noch 20 Feldspiele­rn und drei Torhütern bilden. „Uluc ist der starke Mann und wird sich um die Zusammenst­ellung der neuen Mannschaft kümmern. Er sucht aus und ich entscheide dann“, beschreibt Kleofas das Zurück zur traditione­llen Aufteilung der Verantwort­ung bei Wacker.

Bei elf Spielern läuft der Vertrag nach dem Pokalfinal­e aus. Das betrifft Peßolat, Pfingstenr­eddig, Harrer, Bergmann, Bildirici, Lela, Djengoué, Mogge, Ernst sowie die Torleute Berbig und Bertram. In diesen Tagen wird Uluc mit seinen Profis reden und erklären, mit wem er weiter plant. Klar, dass nicht alle ein neues Angebot erhalten werden, denn der Trainer sucht auch nach Verstärkun­gen für seinen neuen 23er-kader.

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Wacker-präsident Nico Kleofas (rechts) und Maurizio Gaudino bleiben trotz der gescheiter­ten berufliche­n Zusammenar­beit freundscha­ftlich verbunden. Foto: Christoph Keil

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