Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Falsche Wahl
Dirk Pille über Nordhausens Modell, das scheitern musste
Die schöne Theorie ist wieder einmal an der harten Praxis des Fußballs gescheitert.
Mit einem riesengroßen Kader von über 30 Profis, dazu mit Talenten aus aller Welt im U23team wollte Maurizio Gaudino Wacker Nordhausen als Sportdirektor in die 3. Liga führen. Junge, preiswert geholte Spieler sollten zudem entwickelt und dann teuer verkauft werden, so die Idee des Spielervermittlers Gaudino, auf die sich Wackers Präsident Kleofas einließ.
Ein Modell, das vom Umfeld von Anfang an mit Skepsis betrachtet wurde. Ein Modell, das scheitern musste. In dem viel zu großen Kader entwickelte sich schnell Missgunst zwischen alten und neuen Spielern. Gaudino, der immer im Training dabei war, kam schnell in den Geruch, „seine“Profis zu bevorzugen, Einfluss auf die Aufstellungen zu nehmen. Als die Erfolge ausblieben, der Präsident schwer erkrankte, kollabierte das Nordhäuser System.
So wie Team und die Trainer lange nicht harmonierten, passte auch der Münchner Gaudino nie zu Wacker. Der frühere Nationalspieler wurde schnell abgelehnt. Ex-star, Spielervermittler, Sportdirektor – keine Punkte. Zu viel für den Wacker-fan. Ein Ost-west-konflikt brach im Verein auf. Nun versucht Wacker wieder klassisch, eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen. Ein 23-Mann-kader. Ein erfahrener Regionalliga-trainer, der für die sportliche Leitung allein zuständig ist und ein gesunder Präsident, der die Entscheidungen trifft. Damit fuhr Wacker die letzten Jahre gut. Sprüche vom Drittliga-aufstieg sollte Kleofas zurückhalten, bis die Mannschaft reif dafür ist.