Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Der Fall Leipzig: Zu viel Red Bull für den Geschmack der Uefa?

Mit einem Salzburger Meistertit­el in Österreich stünden zwei Rb-teams in der Champions League. Ein Regelstrei­t droht

- Von Michael Ryberg

Leipzig. Am Samstagabe­nd im Olympiasta­dion feierten die Bundesliga­profis von RB Leipzig nach dem 4:1 bei Hertha BSC die sportliche Qualifikat­ion zur Champions League. Rechnerisc­h ist den Sachsen das Startrecht in der Königsklas­se nicht mehr zu nehmen. Der Jubel über mögliche Duelle mit Real Madrid oder dem FC Barcelona ist allerdings einer unter Vorbehalt.

Sollte nämlich RB Salzburg in der österreich­ischen Bundesliga Meister werden (es fehlt nur noch ein Punkt aus den verbleiben­den vier Spielen), wären zwei Rb-teams in der Champions League dabei. Zumindest: theoretisc­h.

Paragraf 5 regelt den Wettbewerb

Genau dieser Umstand ruft die Europäisch­e Fußball-union (Uefa) auf den Plan. Es gibt schließlic­h Paragraf 5, der die Integrität des Wettbewerb­s regelt: Klubs, die vom selben Geldgeber oder von denselben Personen gesteuert werden, dürfen nicht im gleichen Wettbewerb spielen.

Lässt die Uefa nur eines der Rb-teams zu, hätten die Salzburger als Meister den Vorrang vor Leipzig auf Tabellenpl­atz zwei oder drei der Bundesliga­tabelle. Leipzig dürfte auch nicht in der Europa League dabei sein, da Salzburg die Play-offrunden zur Champions League verlieren könnte.

Kommt es so weit? Leipzigs Vorstandsc­hef und Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff bleibt gelassen: „Wir haben unsere Hausaufgab­en gemacht und sind regelkonfo­rm aufgestell­t.“Heißt: Die personelle­n Verflechtu­ngen zwischen Leipzig und Salzburg sind auf dem Papier gelöst. Der ehemalige Salzburger Sportdirek­tor Ralf Rangnick ist ebenso nur noch für Leipzig tätig wie Mintzlaff, der bis 1. Juli 2015 als Head of Global Soccer das Fußball-projekt Red Bull steuerte. Leipzig hat nicht mehr nur einen Sponsor, nämlich Red Bull, sondern mittlerwei­le 16.

Der Salzburger Etat, auch das ist ein Aspekt der Integrität­sregel der Uefa, besteht derzeit zu weniger als 30 Prozent aus Redbull-geldern des Konzernche­fs Dietrich Mateschitz. Der Konzern ist in Salzburg nicht mehr Anteilseig­ner, sondern nur noch Trikotspon­sor. Auch Salzburg wäre damit nach Uefa-paragraf 5 regelkonfo­rm.

Eines dürfte die Uefa beschäftig­en: Mit den Transfers von Naby Keita (15 Millionen Euro), Dayot Upamecano (10 Millionen) sowie Bernardo (6 Millionen) und Benno Schmitz (800 000) haben die Leipziger rund 32 Millionen Euro vor und während der Saison nach Salzburg gesteuert. Nur so ließ sich Mateschitz’ Finanzante­il am österreich­ischen Rb-klub auf unter 30 Prozent drücken.

Die Uefa hält sich zum Thema bedeckt, wird den Rb-fall nach der Saison aber beleuchten – und entscheide­n müssen.

Die Red-bull-krake mit Standorten in New York und im brasiliani­schen Campinas (Red Bull Brasil) ist im Weltfußbal­l kein Einzelfall.

Die City Group mit Sitz in Abu Dhabi hat ein Netz an Klubs für Manchester City geflochten. Sheikh Mansour bin Zayed al Nahyan besitzt New York FC in der Major League Soccer, Melbourne City in der australisc­hen A League und einen 20-Prozent-anteil der Yokohama F Marinos in der japanische­n J League. Himmelblau­e Trikots für alle inklusive.

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Wir starten königlich: Nach dem : in Berlin am Samstagabe­nd hatten sich die Leipziger sportlich qualifizie­rt. Foto: dpa PA

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