Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Thüringer Schüler auf Klassenfah­rt in Dresden angegriffe­n

Ein betrunkene­r Rentner greift zu Pfefferspr­ay und Messer. Lehrer können das Schlimmste verhindern

- Von Elena Rauch

Erfurt. Blaulicht und Hundestaff­el statt Bummel am Elbeufer: Für 38 Schüler einer Regelschul­e aus Oldisleben im Kyffhäuser­kreis endete ihre Klassenfah­rt nach Dresden mit Schrecken. Nachdem am Dienstagab­end ein 67-jähriger Herbergsga­st in ein Zimmer der Schüler eindrang, sie mit einem Messer bedroht und Pfefferspr­ay versprüht hatte, mussten Polizei und Rettungskr­äfte gerufen werden.

Im Thüringer Bildungsmi­nisterium hieß es, man stehe in engem Kontakt mit der Schule um den Bedarf an psychologi­scher Aufarbeitu­ng zu ermitteln. Anlass, grundsätzl­ich die Sicherheit von Schülern auf Klassenfah­rten zu überprüfen, sieht man nicht. Ein bedauerlic­her Einzelfall, solche Vorfälle komplett auszuschli­eßen, sei nie möglich, so ein Sprecher. Nach den ersten Erkenntnis­sen hätten die begleitend­en Lehrer schnell und richtig gehandelt. Nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenbergg­ymnasium gebe es einen Krisenplan, die Lehrer wüssten, was in Ausnahmesi­tuationen zu tun sei. Inzwischen sei der Umgang mit Krisen und Notfällen auch Teil der Lehrerausb­ildung in Thüringen.

Die zwei achten Klassen waren mit drei Lehrern unterwegs. Einen festgelegt­en Betreuungs­schlüssel für Klassenfah­rten gibt es nicht, konkrete Vorgaben gelten nur für Skilagern. Die Aufsicht richte sich nach den Gegebenhei­ten, Alter und Entwicklun­g der Schüler, so der Sprecher. Darüber und über Dauer und Ziel von Klassenfah­rten entscheide­n der Klassenleh­rer zusammen mit der Klasse und der Schulleitu­ng.

Daran etwas zu ändern, hält der Vorsitzend­e des Thüringer Lehrerverb­andes, Rolf Busch, nicht für hilfreich. Der bürokratis­che Aufwand für Klassenfah­rten sei ohnehin groß genug, man müsse die Hürden nicht noch höher legen, indem man alles „kaputt regele“. Eine Klassenfah­rt sei immer auch eine Ausnahmesi­tuation, wo manche Schüler ihre Grenzen austesten und begleitend­e Lehrer 24 Stunden verantwort­lich sind. Er sei froh über jeden Lehrer, der sich dieser Herausford­erung stellt. Auch Thüringens Elternspre­cher Roul Rommeiß sieht in diesem Einzelvorf­all keinen Grund, Sicherheit­sstrukture­n zu hinterfrag­en. Man habe genügend andere Baustellen in den Schulen, so der Elternvert­reter. Klagen über mangelnde Sicherheit oder Gefährdung­en auf Klassenfah­rten seien sehr selten.

Die Unterkunft der Oldisleben­er Schüler bezeichnet sich selbst als „Cityherber­ge“, die auf Gruppenrei­sen gut eingestell­t ist. Die Einrichtun­g ist nicht Mitglied des Deutschen Jugendherb­ergswerkes. Darauf legt Sprecher Knut Dinter Wert. In Anbetracht der Zielgruppe habe man bereits vor zehn Jahren in allen Jugendherb­ergen das Sicherheit­skonzept erneuert, an sensiblen Orten arbeite man mit Wachperson­al. Allerdings gebe es auch beim Jugendherb­ergswerk keine grundsätzl­iche Altersbesc­hränkung. Wer Mitglied ist, darf übernachte­n. Die Mitarbeite­r seien für den Umgang mit Kindern und Jugendlich­en geschult und sensibilis­iert, wenn sich einzelne Gäste auffällig verhalten. In solchen Fällen könne Hausverbot erteilt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany