Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Mann greift Schüler mit Messer und Pfefferspray an
Achtklässler der Gemeinschaftsschule Oldisleben sind auf Klassenfahrt in Dresden. Zwei Schüler müssen nach Attacke im Krankenhaus behandelt werden
Oldisleben. Statt einer schönen Erinnerung an die Stadt Dresden wurde die Fahrt der beiden achten Klassen der Gemeinschaftsschule Oldisleben (Kyffhäuserkreis) zu einer Katastrophe. Denn es wurden Schüler bedroht und verletzt, wie Lutz Seydenschwanz, der stellvertretende Schulleiter, auf Nachfrage der Thüringer Allgemeinen bestätigte. Die Klassenfahrt war für diese Woche von Montag bis Freitag geplant, im Mittelpunkt standen touristische Einrichtungen, Geschichte und Kultur der Stadt erleben. Mit dabei waren 38 Schüler sowie drei Lehrer, darunter auch Schulleiterin Heike Wilke. Untergebracht waren alle in der Cityherberge, sie ist nur etwa ein Kilometer von der barocken Frauenkirche entfernt. Am Dienstagabend soll sich ein 67-jähriger Mann, der ebenfalls in der Herberge Gast war und nach Medienangaben aus Eisleben in Sachsen-anhalt ist, über Lärm der Schüler beklagt haben. „Wie mir die Schulleiterin sagte, soll die Lautstärke nicht so gewesen sein, um sich gestört zu fühlen“, sagte Lutz Seydenschwanz. Der Mann sei dann in eines der Zimmer der Schüler gekommen, habe mit einem Taschenmesser herumgefuchtelt und dann Pfefferspray ins Zimmer gesprüht.
„Acht Schüler wurden dabei verletzt. Zwei kamen wegen Atemwegsreizungen ins Krankenhaus, die anderen Schüler erlitten Reizungen an den Augen und wurden vor Ort behandelt“, schilderte der stellvertretende Schulleiter die Geschehnisse und zeigt sich schockiert.
Mitarbeiter der Herberge hätten die Polizei informiert, die rückte mit einem Großaufgebot an, laut Medieninformationen waren es acht Streifenwagen und eine Diensthundestaffel.
Die Polizei habe den Mann dann in seinem Zimmer festgenommen, man habe auch das Taschenmesser und Pfefferspray gefunden. Der Mann soll stark alkoholisiert gewesen sein, die Ermittlungen hätten auch ergeben, das er psychisch krank sei.
Noch am Dienstagabend habe die Schulleiterin ihren Stellvertreter telefonisch über die Geschehnisse informiert. Die Schule brach die Klassenfahrt ab, noch in der Nacht wurden 25 Schüler von Eltern abgeholt. Die anderen 13 blieben bis Mittwoch, es wurde versucht, dass man mit Bus oder Bahn an diesem Tag nach Hause kommt. „Zum Glück mussten die zwei Schüler, die mit Atemwegsreizungen im Krankenhaus waren, nicht lange dort bleiben, auch sie waren Mittwoch bereits zu Hause“, sagte Lutz Seydenschwanz. Er hat am gestrigen Morgen auch die Lehrer der Schule über den Vorfall in Dresden informiert, damit sie auf Fragen von Schülern und Eltern antworten können.
Heute soll es laut Vize-schulleiter ein Treffen der Achtklässler mit Mitarbeitern des Schulpsychologischen Dienstes sowie der Sozialarbeiterin der Schule geben. „Es ist etwas Schreckliches passiert. Jeder verkraftet so eine Situation anders. Wir werden sehen, wie es den Schülern geht, mit ihnen sprechen. Und dann entscheiden, wie es weiter geht, wann, vielleicht am Montag, wieder der Unterricht beginnt. Aber da erzwingen wir nichts, sondern gehen mit viel Fingerspitzengefühl vor“, betonte er. Wenn Lutz Seydenschwanz sich die Bilder vorstellt, was in der Herberge passierte, wie der Mann ausrastete, mit dem Messer, betrunken, womöglich psychisch krank, das hätte in einer noch größeren Tragödie enden können, wie er im Gespräch mit der Thüringer Allgemeinen sagte. Herbergsmitarbeiter, Rettungskräfte und Polizei hätten aber schnell reagiert. Klassenfahrten gehören zum Programm an jeder Schule. In den vergangenen Jahren habe es da, wie Lutz Seydenschwanz betonte, keinerlei nennenswerte Zwischenfälle gegeben. Für die anderen etwa 500 Schüler der Gemeinschaftsschule Oldisleben wurde gestern der Unterricht normal durchgeführt.
Wenige Tage vor der Klassenfahrt nach Dresden feierten zahlreiche Achtklässler die Jugendweihe. Für einige ist Pfingsten Konfirmation.