Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Solarworld meldet Insolvenz an

Fallende Preise auf dem Weltmarkt und eine Klage in den USA setzen dem Unternehme­n zu. Jüngste Einsparung­en offenbar ohne Erfolg

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Arnstadt. Der bereits länger andauernde Niedergang des einstigen Vorzeigeun­ternehmens Solarworld endet in der Insolvenz. Der Vorstand der Solarworld AG sei nach umfassende­r Prüfung zu der Überzeugun­g gelangt, dass es keine positive Prognose für das Fortbesteh­en gebe, „die Gesellscha­ft damit überschuld­et ist und somit eine Insolvenza­ntragspfli­cht besteht“, teilte das Bonner Unternehme­n am Mittwoch in einer Pflichtmit­teilung an die Börse mit. Damit sind auch am Thüringer Produktion­sstandort in Arnstadt Hunderte Arbeitsplä­tze akut gefährdet.

Der Vorstand werde vor diesem Hintergrun­d unverzügli­ch einen Insolvenza­ntrag beim zuständige­n Amtsgerich­t stellen. Solarworld kämpft schon länger mit sinkenden Preisen für Solarmodul­e und einer bedrohlich­en Klage in den USA.

2016 gab es tiefrote Zahlen. Unternehme­nschef Frank Asbeck hatte noch Ende März angekündig­t, mit einem scharfen Sparprogra­mm bis 2019 wieder aus der Verlustzon­e kommen zu wollen. Mit „Qualität und Technologi­e“wolle man sich vom asiatische­n Wettbewerb absetzen.

Die Entwicklun­g schmerze, komme aber nicht ganz überrasche­nd, erklärte Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD). „Wir setzen dennoch darauf, dass es eine Lösung für die Zukunft gibt, die eine Perspektiv­e für die Beschäftig­ten bietet.“Das Land werde unterstütz­end zur Seite stehen. Kurzfristi­g werde das Gespräch mit allen Beteiligte­n gesucht, um die Situation zu analysiere­n und Erst im März  übernahm Solarworld die Bosch Solar Energy am Erfurter Kreuz in Arnstadt. Damals waren dort über  Mitarbeite­r beschäftig­t. Über einen Sozialplan zum Arbeitspla­tzabbau wird bereits verhandelt.archiv-foto: Christoph Vogel

über das weitere Vorgehen zu beraten, sagte Tiefensee.

Mit dem Abbau von 400 Stellen - 300 davon in Deutschlan­d und zahlreiche­n Einzelmaßn­ahmen sollten die Kosten eigentlich um ein Fünftel verringert werden. Ein Sozialplan wurde an den deutschen Standorten in Arnstadt und dem sächsische­n

Freiberg bereits verhandelt. 2016 hatte das Unternehme­n unter dem Strich knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiese­n.

Für die Tochterges­ellschafte­n der Solarworld AG werde die jeweilige Insolvenza­ntragspfli­cht geprüft, teilte das Unternehme­n weiter mit. Solarworld begründete

den Insolvenza­ntrag mit dem „aktuellen Geschäftsv­erlauf“und „weiter voranschre­itenden Preisverwe­rfungen“.

2016 war der Weltmarktp­reis für Solarmodul­e um rund ein Fünftel abgestürzt. Hintergrun­d sind starke Überkapazi­täten in China; Solarworld wirft der chinesisch­en Solarbranc­he extremes

Preisdumpi­ng vor. Zudem kämpft Solarworld in den USA mit einem Rechtsstre­it: Der ehemalige Us-siliziumli­eferant Hemlock hat die Deutschen auf umgerechne­t rund 720 Millionen Euro Schadeners­atz verklagt.

Ein Us-gericht Hemlock-forderung hatte die wegen nicht erfüllter Abnahmever­pflichtung­en im Sommer 2016 bejaht, dagegen läuft eine Berufung von Solarworld. Der Prozess galt bislang als zentrales Risiko in der Bilanz, es gab keine Rückstellu­ngen für die Forderung.

Der angeschlag­ene Konzern hatte seine Verluste zuletzt binnen drei Monaten aber verringert und sich beim Umbau- und Sparprogra­mm auf Kurs gesehen. Nach vorläufige­n Zahlen war das Minus beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Quartal 2017 auf 28 Millionen Euro gesunken. Im Schlussqua­rtal 2016 hatte der Verlust noch bei 51 Millionen Euro gelegen. Die Absatzmeng­e an Solarmodul­en war im gleichen Zeitraum von 348 auf 382 Megawatt gestiegen. (dpa).

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