Thüringer Allgemeine (Eisenach)

8468 Flüchtling­e kehrten freiwillig in ihre Heimat zurück

Im ersten Quartal weniger Ausreisen aus freien Stücken als in den ersten drei Monaten 2016. Bundesregi­erung richtet Online-portal ein

- Von Christian Unger

Berlin. Für viele geht es nicht um das Geld. Die Gründe für eine freiwillig­e Rückkehr sind oft privat. Manche merken auch, wie schwer es sein kann, in Deutschlan­d Fuß zu fassen. Bei anderen wurde der Asylantrag abgelehnt.

216 000 Menschen waren im März 2017 ausreisepf­lichtig: Bei etwa der Hälfte war das Visum ausgelaufe­n oder die Ehe mit einem deutschen Partner wurde geschieden. Die andere Hälfte sind Flüchtling­e, deren Asyl abgelehnt wurde. 2016 schob die Polizei insgesamt 26 654 Personen ab.

Doch die Politik setzt stärker auf Programme zur freiwillig­en Rückkehr. Wer auf eigene Faust abreist, erhält vom Staat Reisekoste­n, 200 Euro Reisebeihi­lfe und eine Hilfe für den Neuanfang von bis zu 500 Euro.

Das Programm wird von Bund, Ländern und aus Eu-töpfen in Zusammenar­beit mit der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) finanziert. Seit Februar 2017 setzte der Bund noch stärker auf die Rückkehr-hilfe: bis zu 1200 Euro pro Person, das Budget insgesamt liegt bei 40 Millionen Euro 2017.

54 006 Menschen reisten 2016 freiwillig zurück, 18 492 Personen mehr als 2015. Nach Informatio­nen dieser Redaktion lag die Zahl der freiwillig­en Rückkehrer im ersten Quartal 2017 bei 8468 Menschen – deutlich weniger als im ersten Quartal 2016: Damals waren es 13 848. Nicht nur Personen aus dem Balkan, sondern auch Afghanen und Iraker sind bisher 2017 deutlich weniger freiwillig ausgereist als im Vorjahresz­eitraum. Eine These dafür: Vor allem Menschen aus dem Westbalkan waren ausreisepf­lichtig und bekamen zumindest die Rückreise finanziert. Viele sind nun schon wieder in der Heimat.

Die Regierunge­n in Bund und Ländern stehen unter Druck: Sie wollen einerseits Abschiebun­gen „konsequent“durchsetze­n. Anderersei­ts ist jeder Zwang zur Rückkehr teuer und eine Ausnahmesi­tuation für die Polizei und die abgelehnte­n Asylbewerb­er. Freiwillig­e Rückkehr wird als eine „Rückkehr in Würde“bezeichnet. Und doch: Vielen Flüchtling­en sind die Programme gar nicht bekannt. Zudem fällt die Hilfe sehr unterschie­dlich aus – vom Busticket bis fast 2000 Euro für eine Rückreise nach Afghanista­n.

Um Flüchtling­e besser zu informiere­n und die Programme bekannter zu machen, startet das BAMF mit IOM ein Onlineport­al. Heute wird die Internetse­ite in Berlin vorgestell­t. Menschen sollen hier Informatio­nen zur Rückreise sowie Hinweise über die Beratungss­tellen bekommen. Zusätzlich soll die Seite über Arbeitsmar­kt, die Wohnungssi­tuation oder das Gesundheit­ssystem informiere­n – nicht in Deutschlan­d, sondern im Herkunftsl­and.

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