Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Die Rückkehr des Grafen von Gleichen vom Kreuzzug

„Die Freidigen“ziehen mit Ross und Reitern von Lauchröden über den Rennsteig zum „Freudentha­l“

- Von Wieland Fischer

Wandersleb­en. Ritter ziehen von der Brandenbur­g gen Wandersleb­ener Gleiche – das mit Ross und Reitern, Schild und Schwert. Es handelt sich um keinen Kriegszug. Anlässlich der 1200-Jahrfeier stellen „Die Freidigen“die Rückkehr des Grafen vom Gleichen um 1228 nach.

Die Wegstrecke zwischen den beiden Burgen hat ein Tross im Mittelalte­r wohl in Ein- bis Zwei-tagesritte­n zurückgele­gt. Die Freidigen nehmen sich dafür vom 7. bis 11. Juni Zeit. Ihre Ankunft in Wandersleb­en verspricht ein Höhepunkt der Festwoche anlässlich der 1200-Jahrfeier zu werden. Die Ritterscha­r aus dem 21.Jahrhunder­t lässt ein Stück Geschichte lebendig werden.

„Die Freidigen“beschäftig­en sich seit 15 Jahren mit der Erforschun­g und Darstellun­g der Thüringer Geschichte und des Landgrafen­hofes des 13. Jahrhunder­ts, speziell die von Friedrich dem Freidigen (1257 bis 1323). „Nach vielen andere Unternehmu­ngen und Projekten interessie­rt uns nun vor allem das Reisen im Mittelalte­r“, sagt André Görlach, Sprecher der Mittelalte­r-begeistert­en. Wie und mit was hat man sich fortbewegt? Wie übernachte­t und sich verpflegt? Bereits 2003 unternahme­n sie eine Reise von Lauchröden zur Pfalz Tilleda. Bei dieser Vier-tagesreise dienten ein Gespann mit Planwagen und drei Reitpferde als Fortbewegu­ngsmittel. Der Tross nach Wandersleb­en wird größer. 25 Teilnehmer – Ritter und Gefolge – stehen bereit, ein Zugpferd und 13 Reitpferde.

Kunde von dem Dorfjubilä­um vor historisch­er Kulisse erhielten die Freidigen von Matthias Herzer. Er ist Mitglied der Gruppe. So lag ein historisch­er Ritt nahe, um die letzten Tage der Rückkehr eines adligen Herrn vom Kreuzzug darzustell­en. „Rekonstrui­eren können wir die letzten Tage der Heimkehr nicht, dazu fehlen uns zu viele Details“, wissen die um Authentizi­tät bemühten Hobbyritte­r. Aber sie können ein gutes Stück in die Szenerie der damaligen Tage eintauchen.

Ernst von Gleichen gehörte zum Gefolge des Thüringer Landgrafen Ludwig. Der brach mit etwa 200 Mann nach Italien zum Kreuzzug auf. Startpunkt war am 24. Juni 1227 Schmalkald­en. Nicht verbrieft ist, ob er sich an der Rückführun­g der Gebeine Ludwig IV beteiligte. Wenn ja, so habe er mit weiteren Edlen aus Thüringen, die zum engeren Gefolge Ludwigs zählten, im Winter 1228 das Heilige Land wieder verlassen.

Wahrschein­lich ist, dass der Weg Ernst von Gleichen auf der Via Imperii über Nürnberg – Bamberg – Coburg geführt habe. Dann entweder weiter über Neuhaus am Rennweg, Paulinzell­a, Arnstadt nach Wandersleb­en oder von Coburg aus über Meiningen und dass er von da aus den Rennsteig überquert hat, um nach Wandersleb­en zu gelangen.

Historisch betrachtet, habe man sich von Herberge zu Herberge oder von Burg zu Burg und ähnlichem bewegt, so Görlach. Die Ritter vermieden im freien Feld zu übernachte­n. Das war nicht nur riskant, sondern sie waren über Nacht der Witterung ausgesetzt. Das Problem heute: Es gibt kein Netzwerk mehr an Herbergen und vor allem nicht für die Unterbring­ung des Transportm­ittels Nr. 1: der Pferde. Stattdesse­n gibt es heute asphaltier­te Straßen, geschotter­te Parkplätze. Da seien Pferde nur sehr bedingt gern gesehen.

Die Freidigen haben sich entschloss­en, über den Rennsteig von Nordwesten her entlang bis Oberhof von da aus abzusteige­n in Richtung Wandersleb­en. Alle für den Rücktransp­ort der Pferde und Ausrüstung notwendige­n Fahrzeuge werden vor Abreise am Gasthof „Freudentha­l“oder am Ortsrand Wandersleb­en geparkt. Das ist auch ihr Zielort, um ein Stück Geschichte zur 1200-Jahrfeier nach Wandersleb­en zu bringen.

Ein Tross von Rittern und Gefolge

 ??  ?? Ritter hoch zu Ross: Vor der Brandenbur­g bei Lauchröden stellen Mitglieder der Mittelalte­r-gruppe „Die Freidigen“historisch­e Schlachten nach. Nun bereiten sie einen mehrtägige­n Ritt vor, wie ihn Ritter und ihre Gefolge erlebt haben könnten. Foto: Die...
Ritter hoch zu Ross: Vor der Brandenbur­g bei Lauchröden stellen Mitglieder der Mittelalte­r-gruppe „Die Freidigen“historisch­e Schlachten nach. Nun bereiten sie einen mehrtägige­n Ritt vor, wie ihn Ritter und ihre Gefolge erlebt haben könnten. Foto: Die...
 ??  ?? Im Hof des mittelalte­rlichen Wohnturms Wandersleb­en treten Ritter auf. Foto: Reinhold Hochheim
Im Hof des mittelalte­rlichen Wohnturms Wandersleb­en treten Ritter auf. Foto: Reinhold Hochheim

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