Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Ritterturnier zu Ehren des 1275. Erfurter Stadtjubiläums
Historisches Lanzenstechen bietet am Samstag und Sonntag jeweils zwei Mal ein echtes Spektakel für das Publikum
Erfurt. Thüringens Landeshauptstadt feiert in diesem Jahr bekanntlich den 1275. Geburtstag. In der Stadt selber ist davon freilich nur sehr verhalten etwas zu spüren. Geldsorgen? „Wie dem auch sei. Dann machen wir es halt selber“, sagte sich Henri Bibow, Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur BC aus Torgau. Bibow, selbst Erfurter, lädt an diesem Wochenende zu einem Ritterturnier auf dem Petersberg ein. „1275 Ritter“ist diese zweitägige Veranstaltung in Anlehnung an das Stadtjubiläum überschrieben. Wo sollen in Erfurt 1275 Ritter herkommen? Ganz einfach, sagt Bibow und präsentiert einen kleinen Ritterhelm mit beweglichem Visier aus Pappe, hergestellt von einem Erfurter Start up-unternehmen. 1275 Stück davon werden ab Samstag 11 Uhr ausgegeben. Wenn weg, dann weg.
Die Helmträger dürfen dann gratis aufs Festspielgelände. Alle Kinder, die danach kommen, zahlen einen Obolus von fünf Euro pro Tag. Die Tickets für Erwachsene kosten jeweils zehn Euro. An beiden Tagen ist das Turnierrondell vor der Defensionskaserne von 11 bis 22 Uhr geöffnet.
Geboten wird in diesem Zeitraum von kulinarischen Versuchungen im Zeichen des Mittelalters, Handwerkern, die ihre Kunst vorführen – z. B. Drechsler und Schmiede oder Buchdrucker mit einer Gutenberg-druckerpresse, Händlern, die ihre Waren feilbieten, Gauklern, die für viel Klamauk sorgen – vor allem das, weswegen das Publikum überhaupt kommt – Ritterspiele. Man kennt das aus Historienfilmen, z.b. bei Robin Hood. Zwei Ritter nehmen hoch zu Ross gegenüber in gebührendem Abstand Aufstellung. Beide sind bewaffnet mit einer Lanze. Auf ein Zeichen wird das Visier heruntergeklappt, die Lanze gesenkt, und die Reiter setzen sich in Bewegung. Es geht darum, seine Lanze im Vorbeireiten am gepanzerten Gegenüber zu zerbrechen oder noch besser, ihn mit dem meterlangen Teil mit Wucht aus dem Sattel zu stoßen. Nach der dritten zerbrochenen Lanze ist der Kampf entschieden oder eben, wenn einer der Kontrahenten im Staub des Petersbergrondells landet.
Zwei Mal pro Tag – jeweils 13.30 Uhr und 16.30 Uhr – wird dieses rund einstündige Spektakel, im Mittelalter „Tjosten“genannt, bei dem es aber richtig zur Sache geht, veranstaltet. Dargeboten von einer Stuntmen-gruppe aus Müncheberg bei Berlin, die sich „Ritter vom Drachenmoor“nennt.
Das geht nicht ohne blaue Flecke ab. Allen voran reitet dabei ein richtiger Meister der Ritterkampfeskunst – Christian Scholle-ziefuß. Der 47-Jährige ist Deutscher Meister im berittenen Bogenschießen und amtierender Vizeweltmeister im Kosakenreiten. Seit 1996 ist er im Geschäft.
Die ersten 1275 Ritterlein kommen gratis rein
Zum Abschluss eine Feuerreitshow
Schon einmal – 2005 – war das Ritterturnier zu Gast in Erfurt. Ebenfalls auf dem Petersberg. Damals kamen 5000 Gäste. Es war proppevoll. Das erhofft sich natürlich auch dieses Mal Veranstalter Henri Bibow. Das Wetter soll wohl passen. Was gerade angesichts der Wasserspiele für die Kinder, die zum aktiven Spielen einladen, wichtig ist. Den Abschluss bildet an beiden Tagen ab 21 Uhr eine mittelalterliche Konzerteinlage mit Cradem Aventure und ab 21.30 Uhr eine „Feuerreitshow der edlen Herren“. Danach möge sich das Volk trollen und brav nach Hause gehen, heißt es im Programm.