Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Trotz Stadion-baustelle: Verband rechnet mit perfekten Titelkämpfen
Neue Tartanbahn für Erfurter Arena auf den Weg gebracht. Behindertensportler müssen auf Rieth-sportplatz weichen
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Landesmeisterschaft sucht neuen Ort
TCSPC
Erfurt. Die alte Tartanbahn ist herausgerissen, aber den 131. deutschen Meisterschaften der Leichtathleten am 8./9. Juli im Erfurter Steigerwaldstadion soll dennoch nichts mehr im Wege stehen. Der Werkausschuss der Erfurter Sportbetriebe hat 340000 Euro freigegeben, mit denen bis Mitte Juni eine neue Tartanbahn in die Arena gebaut werden soll. Die Stadt hofft, 150 000 Euro vom Land gefördert zu bekommen. Dafür steht die Zusage allerdings noch aus, so dass die Zeit drängt.
Damit ist nun auch klar, dass die nationalen Titelkämpfe der Behindertensportler am 27./28. Mai nicht in dem Stadion ausgetragen werden können. Auch die Landesmeisterschaften der Leichtathleten – gedacht als Generalprobe für den Höhepunkt im Juli – müssen an einen anderen Ort verlegt werden.
In der Zentrale des Deutschen Leichtathletik-verbandes (DLV) in Darmstadt vermittelt man trotz des Zeitdrucks öffentlich Zuversicht. „Wir haben die Zusicherung der Stadt Erfurt, dass die Arbeiten rechtzeitig erledigt sind und die Titelkämpfe optimale Rahmenbindungen bieten werden“, sagte Dlv-mediendirektor Peter Schmitt: „Wir haben nie an eine Verlegung gedacht und haben auch keinen Plan B entwickelt.“ Erst im April wurde entschieden, die Ausbesserungsarbeiten an der maroden Bahn im Erfurter Stadion abzubrechen und die Anlage nun doch komplett zu sanieren. Eine Verlegung der Titelkämpfe, die seit den Kriegswirren in den Jahren 1944 und 1945 nie ausgefallen sind, kam nie in Betracht. Allein die Tatsache, dass man kurzfristig in einer anderen Stadt für etwa 800 Athleten plötzlich Hotelkapazitäten auftreiben müsse, mache dies unmöglich, sagte der Dlv-mediendirektor.
Die Entscheidung des Werkausschusses der Sportbetriebe sorgte beim Landesverband für Erleichterung. „Wir sind froh, dass die Sanierung auf den Weg gebracht ist und hoffen, dass die endgültige Finanzierung schnell geklärt wird, damit zügig mit dem Umbau begonnen werden kann“, sagte Frank Jacoby, Vizepräsident des Thüringer Leichtathletik-verbandes (TLV).
Auch wenn die deutschen Meisterschaften wohl tatsächlich in Erfurt ausgetragen werden, bleibt der Umbau nicht ohne gravierende Auswirkungen. Die nationalen Titelkämpfe der Behindertensportler mit 150 Athleten aus 65 Vereinen aus ganz Deutschland ziehen um und – so ist es jedenfalls geplant – absolvieren die Titelkämpfe nun auf dem Rieth-sportplatz in der Essener Straße. Für die Organisatoren vom HSC Erfurt und dem Thüringer Behindertenund Rehabilitationssportverband (TBRSV) wartet nun eine Herkulesaufgabe, weil im Rieth für eine Meisterschaften solch notwendige Dinge wie Startblöcke, Hürden oder Beschallung noch fehlen.
Zu den herausragenden Startern gehören unter anderem die Paralympicssieger Sebastian Dietz aus Worms (Diskus) und Birgit Kober (Kugel/münchen). In Erfurt steht viel auf dem Spiel. Schließlich geht es hier auch um Qualifikationsnormen für die WM in London (14. bis 23. Juli). Foto: Sascha Fromm
Fieberhaft sucht derweil auch der Thüringer Verband nach einem Stadion für die Landesmeisterschaften, die am 17./18. Juni ausgetragen werden. Weil nicht klar ist, ob das Erfurter Steigerwaldstadion bis dahin tatsächlich einsatzbereit ist, muss nun ein anderer Austragungsort gefunden werden. Einfach die Titelkämpfe ausfallen lassen, das kann und will niemand. Denn für die Altersklasse U16 sind die Wettbewerbe zugleich Qualifikation für die mitteldeutschen Meisterschaften in Dessau.