Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Real Madrid steht im Finale
Atlético erreicht im Stadtderby nur ein 2:1. Spaniens Rekordmeister trifft im Endspiel der Champions League auf Turin
Madrid. Rauchwolken vor dem Stadion, Böller im Minutentakt, Sanitäter mit Feuerschutzhelmen, rund 1500 Polizisten und immer wieder Sirenengeräusche. Man musste vor Anpfiff glatt denken, außen um das Estadio Vicente Calderón herrschte die Schlacht, die Atlético Madrid seinem Stadtrivalen Real für drinnen angekündigt hatte. Auch diese wurde freilich prompt nachgeliefert. Die vorläufige Bilanz draußen: ein leicht verletzter Real-fan. Das Ergebnis drinnen: ein dichtes, energetisches, bisweilen wüstes Fußballspiel, bei dem Atlético während einer halben Stunde ein Wunder streifte, am Ende aber nur ein 2:1 (2:1) erreichte. Zu wenig nach dem 0:3 aus dem Hinspiel. Real hat nun am 3. Juni in Cardiff gegen Juventus Turin die Chance, als erste Mannschaft die Champions League im heutigen Format zu verteidigen.
Es musste dafür ein selten feindseliges Ambiente überstehen. Nie in ihrem Leben, versicherten Madrilenen beider Seiten, hätten sie die Atlético-gemeinde so aufgeputscht erlebt wie in den Tagen und Stunden vor dieser Partie. Eine Fanchoreographie beim Hinspiel, das sie an Finalniederlagen in vergangenen Champions-leaguederbys erinnerte, und die termingerechte Abwerbung des jungen Atlético-außenverteidigers Theo Hernández (derzeit ausgeliehen an Alavés), brachte die Emotionen in den Grenzbereich. „Orgullosos de no ser como vosotros“, dieses Mosaik hielt nun das Calderón dem Nachbarn entgegen: „Stolz, nicht wie ihr zu sein“. Wer immer künftig noch behauptet, so etwas sei reine Folklore, der kann gestern nicht die Anfangsviertelstunde im letzten Europacup-spiel der 61 Jahre alten Arena erlebt haben. Nach einer halben Minute setzte Lokalheros Fernando Torres die erste Attacke gegen Sergio Ramos. Nach einer Minute flog der erste Schuss von Antoine Griezmann aufs Tor. Und nach einer Viertelstunde stand es dann schon 2:0. Zunächst hatte Saúl Ñíguez einen Eckball eingeköpft. Dann zitterte Griezmann einen von Raphael Varane an Torres verschuldeten Elfmeter ins Tor, ausgerechnet Griezmann, der im letzten Champions-league-finale einen Strafstoß an die Latte gesetzt hatte. Doch Reals fußballerische Überlegenheit kam noch zum Tragen.
In der 42. Minute durchbrach die Abwehr ein Solo von Karim Benzema an der Torauslinie. Seinen Rückpass verwertete Toni Kroos zu einem Schuss, den Jan Oblak nur abklatschen lassen konnte. Isco drückte den Ball über die Linie, und der Jubel der Real-spieler hätte nicht erleichterter ausfallen können, wären sie gerade der Hölle entkommen. Nach dem Schlusspfiff durften sie ihn wiederholen. In Cardiff erwartet sie der Ruf der Geschichte.
Saul und Griezmann treffen für Atlético