Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Die Branche hat sich verschätzt
Kai Mudra über das Desaster der Solarindustrie
So dramatisch verschätzten sich Politiker und Wirtschaftslenker selten. Es ist gerade einmal fünf Jahre her, da glaubten viele wirklich an ein Solarvalley in Thüringen, angelehnt an den High-techstandort im amerikanischen Westen bei Los Angeles.
Eine hohe Firmendichte bei Solarunternehmen pries noch 2011 die Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft. Der Freistaat förderte über Jahre die Ansiedlung dieser Unternehmen, glaubte Thüringen doch, eine Branche zu unterstützen, deren grünes Image eine sonnige Zukunft verspricht.
Auch die Unternehmen, viele mit gutem Ruf und langjähriger Erfahrung, verkalkulierten sich offensichtlich bei den Produktionsperspektiven von Solartechnik. Gut eine Milliarde Euro wurde so in den Thüringer Boden gesetzt.
Nur wenige Jahre später ist von den einstigen Höhenflügen kaum noch etwas geblieben. Die letzten Solartechnikhersteller im Freistaat müssen sich übermächtiger Konkurrenz aus Fernost erwehren. Einzig wer Nischenprodukte, wie beispielsweise Solarangebote für historische Gebäude im Portfolio hat, dem bleibt etwas Spielraum.
Die massenhaften und oft staatlich subventionierten Solarpanels – vor allem aus Asien – setzen den hiesigen Herstellern seit Jahren unfair zu. Noch 2013 zeigte sich Solarworld-vorstandschef Frank Asbeck überzeugt, dass seine Produktionslinien in Arnstadt und Freiberg technologisch vor der chinesischen Konkurrenz liegen. Da hatte er die Wettbewerber wohl deutlich unterschätzt.
Aufgabe der Politik wäre es gewesen, für die Solarbranche solide und zukunftssichere Rahmenbedingen zu schaffen.