Thüringer Allgemeine (Eisenach)

„Kriminell, um Geld zu verdienen“

Nsu-ausschuss befragt Referatsle­iter

- Von Sebastian Haak

Erfurt. Das Landeskrim­inalamt Thüringen hatte in den frühen 1990er-jahren nach Angaben eines Polizisten keine Hinweise auf Verbindung­en zwischen Rechtsextr­emen und Schwerverb­rechern. Es habe damals zwar in Jena ein großes Verfahren gegen organisier­te Kriminelle gegeben, bei dem auch Waffen und Sprengstof­f aufgetauch­t seien, sagte der damalige Leiter des Lka-referats organisier­te Kriminalit­ät gestern vor dem Nsuuntersu­chungsauss­chuss des Thüringer Landtages. Die damals Tatverdäch­tigen hätten aber keine politische Motivation gehabt.

„Wir haben bei keiner Durchsuchu­ng, bei keiner Vernehmung eine politische Motivation festgestel­lt. Einfach kriminell, kriminell, um Geld zu verdienen“, sagte er. Der Polizist leitete das Referat nach eigenen Angaben von 1991 bis 1995.

Die späteren Nsu-terroriste­n Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos waren gemeinsam mit ihrer mutmaßlich­en Komplizin Beate Zschäpe in Jena in den Neunzigern aufgewachs­en. Der Untersuchu­ngsausschu­ss versucht seit einigen Monaten herauszufi­nden, ob es Verbindung­en zwischen dem NSU-TRIO und ihrem Umfeld und Schwerkrim­inellen gab. Die Abgeordnet­en erhoffen sich auch Hinweise darauf, woher die Rechtsterr­oristen ihre viele Waffen hatten. Dem 2011 aufgefloge­nen „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund“werden unter anderem zehn Morde zur Last gelegt.

Vielen seiner damaligen Kollegen und Vorgesetzt­en stellte der damalige Referatsle­iter ein vernichten­des Zeugnis aus. Während sein Dezernat in den frühen 90er-jahren „Mädchen für alles“gewesen sei, hätten die Polizisten in anderen Referaten nur schlecht oder gar nicht gearbeitet: „Es gab das Dezernat Staatsschu­tz noch, die haben gar nichts gemacht.“(dpa)

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