Thüringer Allgemeine (Eisenach)
„Kriminell, um Geld zu verdienen“
Nsu-ausschuss befragt Referatsleiter
Erfurt. Das Landeskriminalamt Thüringen hatte in den frühen 1990er-jahren nach Angaben eines Polizisten keine Hinweise auf Verbindungen zwischen Rechtsextremen und Schwerverbrechern. Es habe damals zwar in Jena ein großes Verfahren gegen organisierte Kriminelle gegeben, bei dem auch Waffen und Sprengstoff aufgetaucht seien, sagte der damalige Leiter des Lka-referats organisierte Kriminalität gestern vor dem Nsuuntersuchungsausschuss des Thüringer Landtages. Die damals Tatverdächtigen hätten aber keine politische Motivation gehabt.
„Wir haben bei keiner Durchsuchung, bei keiner Vernehmung eine politische Motivation festgestellt. Einfach kriminell, kriminell, um Geld zu verdienen“, sagte er. Der Polizist leitete das Referat nach eigenen Angaben von 1991 bis 1995.
Die späteren Nsu-terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos waren gemeinsam mit ihrer mutmaßlichen Komplizin Beate Zschäpe in Jena in den Neunzigern aufgewachsen. Der Untersuchungsausschuss versucht seit einigen Monaten herauszufinden, ob es Verbindungen zwischen dem NSU-TRIO und ihrem Umfeld und Schwerkriminellen gab. Die Abgeordneten erhoffen sich auch Hinweise darauf, woher die Rechtsterroristen ihre viele Waffen hatten. Dem 2011 aufgeflogenen „Nationalsozialistischen Untergrund“werden unter anderem zehn Morde zur Last gelegt.
Vielen seiner damaligen Kollegen und Vorgesetzten stellte der damalige Referatsleiter ein vernichtendes Zeugnis aus. Während sein Dezernat in den frühen 90er-jahren „Mädchen für alles“gewesen sei, hätten die Polizisten in anderen Referaten nur schlecht oder gar nicht gearbeitet: „Es gab das Dezernat Staatsschutz noch, die haben gar nichts gemacht.“(dpa)