Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Zeiss und Nikon verklagen sich gegenseitig
Ein Abkommen über Patente auf dem Gebiet der Halbleitertechnik ist ausgelaufen. Zeiss-vorstandschef sieht dadurch Nachteile für gesamte Branche
Jena. Der Carl-zeiss-gruppe steht ein langer Patentstreit bevor. Der japanische Hersteller Nikon hat Zeiss und dessen Kooperationspartner ASML aus den Niederlanden wegen angeblicher Patentverletzungen verklagt. Zeiss reagierte seinerseits mit Patentklagen gegen Nikon.
Der Streit betrifft Technologien für die Chipherstellung. In der Lithografie sind Nikon und ZEISS/ASML die verbliebenen Rivalen, die die Halbleiterindustrie ausrüsten. Schon von 2001 bis 2003 gab es Auseinandersetzungen zwischen beiden. Damals schlossen die Unternehmen ein Kreuzlizenzabkommen auf zehn Jahre. Darin ist festgehalten, wer welche Patente des anderen nutzen darf und was das kostet. Zeiss wollte nach Angaben von Vorstandschef Michael Kaschke dieses Abkommen verlängern. Nikon wählte hingegen den Weg vor Gericht und reichte Klagen in Tokio, Den Haag und Mannheim ein.
„Wenn sich die beiden Ausrüster streiten, kann das nicht gut für die Halbleiterindustrie sein“, sagte Kaschke und stellte klar. „Wir verletzen keine Patente. Wir sehen aber Patentverletzungen seitens Nikon.“
Auf die Produktion von Geräten habe der Rechtsstreit bislang keine Auswirkungen, sagte der Vorstandschef. Allerdings hat Finanzchef Thomas Spitzenpfeil „im Sinne eines vorsichtigen Kaufmannes“einen Betrag eingeplant, um Zahlungen in einem möglichen neuen Lizenzabkommen zu begleichen.
„Bei Zeiss respektieren wir Patente mit großer Sorgfalt und legen viel Wert auf den Schutz unserer Innovationen“, sagte Kaschke. Er verwies darauf, dass die Zeiss-gruppe jährlich 400 Patente anmeldet. Der Konzern investierte im ersten Halbjahr mit 247 Millionen Euro rund 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum in die Forschung und Entwicklung.
Während Zeiss hohe Gewinne erwirtschaftet und sich auch die zuvor schlecht laufende Halbleitersparte erholt, schwächelt Nikon. Wegen hoher Abschreibungen im Halbleiterbereich fuhren die Japaner umgerechnet 248 Millionen Euro Verlust in den ersten neun Monaten des im März beendeten Geschäftsjahres ein. Interessant ist: Zeiss konzentriert sich auch mehr auf hochwertige Fotoobjektive und greift in diesem Segment den Rivalen an. Nikon will 1000 Jobs streichen. Zeiss hingegen plant, bis 2020 mindestens 1000 neue Arbeitskräfte einzustellen.
„Aus heutiger Sicht werden wir auch im zweiten Halbjahr unseren Wachstumskurs fortsetzen können“, prognostizierte Kaschke unter Bezug auf verbesserte Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum. Die Schwellenländer seien trotz teils nachlassender Dynamik immer noch die Treiber der Weltwirtschaft. Rund 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Zeiss außerhalb von Deutschland.