Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Dauergast vor Gericht

Der frühere Topmanager Thomas Middelhoff muss erneut zu einem Prozess in Essen erscheinen. Es geht um Anstiftung zur Untreue

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Essen. Thomas Middelhoff hätte sich seinen 64. Geburtstag sicher schöner vorstellen können. Doch ausgerechn­et an seinem Ehrentag an diesem Donnerstag muss der frühere Topmanager noch einmal auf der Anklageban­k im Essener Landgerich­t Platz nehmen.

Der Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft Bochum: Anstiftung zur Untreue. Es geht um knapp 2,3 Millionen Euro, die der Aufsichtsr­at ihm als damaligen Arcandor-chef auf sein Drängen hin als Sonderbonu­s zugebillig­t haben soll, als er aus der Unternehme­nsführung ausschied. Wenige Monate später war der Konzern pleite.

Mit auf der Anklageban­k sitzen sechs ehemalige Aufsichtsr­atsmitglie­der. Ihnen legt die Staatsanwa­ltschaft in der 633 Seiten umfassende­n Anklagesch­rift Untreue zur Last: wegen der Erfolgsprä­mie für Middelhoff, aber auch wegen einer ähnlichen Zahlung an den früheren Finanzvors­tand des Konzerns. Die Manager hätten keinen Anspruch auf das Geld gehabt und die Zahlungen hätten für das Unternehme­n auch wirtschaft­lich keinen Nutzen gebracht, meint die Staatsanwa­ltschaft.

Unter den angeklagte­n Aufsichtsr­äten sind der ehemalige Chef des Kontrollgr­emiums, Friedrich Carl Janssen, und der Ehemann der Quelle-erbin und Arcandor-großaktion­ärin Madeleine Schickedan­z, Leo Herl. Untreue, aber auch die Anstiftung dazu kann mit Geldstrafe­n oder Freiheitss­trafen von bis zu fünf Jahren bestraft werden.

Die Middelhoff-verteidige­rin Anne Wehnert, weist den Vorwurf der Anstiftung zur Untreue allerdings entschiede­n zurück. „Wir sind zuversicht­lich, dass die Beweisaufn­ahme die Vorwürfe rasch widerlegen wird.“

Für Thomas Middelhoff dürfte das Gerichtsge­bäude in Essen keine guten Erinnerung­en wecken. Erst vor zweieinhal­b Jahren wurde er dort in einem spektakulä­ren Prozess wegen Untreue zu drei Jahren Haft verurteilt.

Der Manager, der einst Millionen verdiente, musste 2015 Privatinso­lvenz anmelden. Über 50 Gläubiger haben mehr als 400 Millionen Euro an Forderunge­n geltend gemacht. (dpa)

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Der frühere Arcandor-chef Thomas Middelhoff (l.), kommt zum Prozess in Essen. Foto: Marcel Kusch

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