Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Die weibliche Seite des Reformators
Karsten Jauch über eine Inszenierung in Bad Hersfeld
Wenn man mit dem ICE von Thüringen nach Frankfurt/ Main fährt, dann hält der Zug manchmal in Bad Hersfeld. Unübersehbar ist dort die Reklame für die Hersfelder Festspiele. Das Theater in der Stiftsruine hat eine lange Verbindung nach Thüringen. Franz Ulbrich, der einmal Generalintendant am Nationaltheater Weimar war und noch vor der Machtergreifung der Nazis ein Mussolini-stück inszeniert hat, rückte 1936 mit Goethes „Faust“in der Ruine ein. Mehr als 3000 Menschen haben damals die Inszenierung gesehen, was als Vorläufer der Festspiele gilt.
1951 wurde dann der erste Intendant verpflichtet. Ein Jahr später eröffnete der Bundespräsident das Spektakel, das damit auf Bundesebene gehoben wurde.
In diesem Jahr wollen die Hessen wieder Schlagzeilen machen. Dieter Wedel inszeniert auf der Freiluft-bühne das Stück „Martin Luther – Der Anschlag“, eine Art Drama und Collage rund um den Thesenanschlag. Das passt zum Reformationsjubiläum. Tv-bösewicht Claude Oliver Rudolph, der schon in einem James-bond-film mitgespielt hat, übernimmt die Rolle des Ablassverkäufers Johann Tetzel. Erol Sander ist als Papst Leo X. zu sehen. Den Luther gibt es gleich viermal, darunter von Burgschauspieler Paulus Manker und der jungen Janina Stopper (Jahrgang 1989). Uraufführung ist am 23. Juni in der Stiftsruine, teilte die Agentur der Schauspielerin mit.
Die Aufspaltung einer Hauptrolle ist nicht neu. In der DDR gab es das schon 1979 bei der „Faust“-inszenierung von Christoph Schroth in Schwerin. Auch die weibliche Besetzung eines männlichen Parts ist nicht neu. Auch das gab es schon beim „Faust“. Die Frage in Bad Hersfeld dürfte daher eine ganze andere sein: Wer spielt die Lutherin? Es ist Dr. Mertens. Sie wissen schon. Die Ard-serie mit Elisabeth Lanz aus dem Leipziger Zoo.