Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Der Wilhelmsthaler See soll ab Herbst wieder mit Wasser befüllt werden
Sanierungsarbeiten am historischen Staudamm verzögerten sich aufgrund verschiedener technischer Schwierigkeiten
Wilhelmsthal. Spaziergängern bietet der Wilhelmsthaler See noch immer keinen erquicklichen Anblick. Seit fast zwei Jahren herrscht hier Ebbe. Nur das Rinnsal der Elte durchzieht dieses Trockenreich. Die Sanierung des Dammes geriet vor Monaten aufgrund eines Baustopps ins Stocken. Dr. Doris Fischer, die vor wenigen Tagen die Amtsgeschäfte als Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten von dem in Ruhestand verabschiedeten Helmut-eberhard Paulus übernahm, spricht bezüglich des derzeitigen Anblicks des Dammes von einem „Zwischenzustand“und bezüglich dessen Sanierung von „einer großen technischen Herausforderung“.
Die jetzige Sanierung des bis zum Jahr 1712 durch beträchtliche Aufschüttungen errichteten Damms, der damit vermutlich der älteste fürstliche Stausee Deutschlands ist, geriet kurz vor der Fertigstellung im Frühjahr 2016 aufgrund eines verhängten Baustopps ins Stocken. „Die Baufirma hat hervorragende Arbeit geleistet“, sagt Silvia Wagner, Leiterin der Abteilung Bauten und Gärten der „Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten“. Erst durch die Bauarbeiten stellte sich aber heraus, dass beide Widerlager der Natursteinbrücke, die den Damm mit dem Schlosspark und Schweizerhaus verbindet, erhebliche Unterspülungen aufweisen. Derzeit verhindern horizontale und vertikale Stützen unter dem Brückenbogen weitere Einbrüche an den Widerlagern. Eine fachgerechte Brückensanierung wird unumgänglich.
Auch wenn der mehr als 300 Jahre alte Staudamm ein technisches Denkmal ist, muss er sämtlichen Anforderungen einer Talsperre der heutigen Zeit genügen. „Die Anlage soll ja ihr ursprüngliches Aussehen wieder bekommen und so müssen für viele historische Baumaterialien entsprechende Prüfzeugnisse beigebracht werden“, führt Silvia Wagner eine von vielen kniffligen Aufgaben an. Zudem werden Nachberechnungen für das Auslaufbauwerk erforderlich, da bisher nie aus verschiedenen technischen Gründen die richtige Dauerstauhöhe des Wilhelmsthalers Sees erreicht wurde. Den sanierten Damm würden die Verantwortlichen gern wieder in seiner historischen Gestaltung von Hermann Jäger und Fürst Pückler-muskau herstellen. Eine über den Damm führende Allee mit großen Bäumen wird es aber nicht wieder geben. „Die Bepflanzung eines Staudamms ist heute völlig unüblich und für Wilhelmsthal eine absolute Ausnahmeregelung“, betont Silvia Wagner. Derzeit einigen sich verschiedene Experten über Pflanzen, die zukünftig den Damm schmücken sollen. „Es gibt Listen mit flachwurzelnden Pflanzen, die sich für die Dammbepflanzung eignen“, sagt Silvia Wagner. Große Baumarten seien tabu. Sie geht davon aus, dass die Bepflanzung im Herbst 2017 beginnt. Dann starte auch die Befüllung des rund sieben Hektar großen Sees. Auf der dem Damm vorgelagerten Halbinsel sind Bäume und Sträucher vorgesehen. Die derzeit auf der Dammkrone befindliche Baustraße verwandele sich im Zuge der Arbeiten in einen Parkweg.
„Wir hoffen, dass bis zum Jahresende alles fertig ist“, sagt die neue Stiftungsdirektorin kürzlich zur feierlichen Eröffnung der Gartensaison der „Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten“. Seit der Übernahme im Jahr 2009 lenkte die Stiftung mehr als fünf Millionen Euro an Eigenmitteln nach Wilhelmsthal. „Damals hatte der Totalverlust der Schlossanlage gedroht“, sagt Dr. Doris Fischer, die sich freute, dass die Saisoneröffnung an so einem besonderen Ort stattfindet. Sie fand anerkennende Worte für Volker Weber, stellvertretend für das Engagement des Förderkreises, für Landrat Reinhard Krebs in Vertretung der Bürgerstiftung „Thüringer Schlösser und Burgen“, sowie für Eckard Keyl von der Rudolf-dankwardt-stiftung, die die Sanierung des Marstall mit insgesamt 600 000 Euro maßgeblich ermöglichte.
Baustraße auf dem Damm wird zu einem Parkweg