Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Formel-1-teams wollen Dominanz des Spitzenduos stoppen
Beim Großen Preis von Spanien in Barcelona soll die Vormacht von Ferrari und Mercedes zu Ende gehen
Barcelona. Nach dem Gesetz der Serie wäre wieder Ferrari als Sieger dran beim fünften Lauf zur Formel-1-weltmeisterschaft. Aber für Abwechslung ist beim Großen Preis von Spanien (Sonntag, 14 UHR/RTL) ohnehin gesorgt. Die Sorge um einen Alleingang von Titelverteidiger Mercedes und den italienischen Herausforderern treibt bei aller Spannung die ganze Branche um. Für den Europastart der Königsklasse werden die Rennwagen der neuen Generation wieder generalüberholt. Neue Motoren. Neue Teile. Auch neues Glück? „Die Saison beginnt dadurch von Neuem“, sagt Niki Lauda, „mal sehen, wer die besseren Updates hat.“
Autos zurück in den Rennfabriken
„Erst jetzt fühlt es sich so an, als ob die Saison richtig läuft“, sagt der Rennfahrer Sergio Perez von Force India. Das Entwicklungsrennen ist in vollem Gange. Vom „größten Upgrade-festival des Jahres“spricht das Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“. Nach der Überseetournee waren die Autos erstmals wieder in den heimischen Rennfabriken, die Ingenieure konnten aus Schwächen und Unzuverlässigkeiten bereits technische Konsequenzen ziehen. Ob das auch für Lewis Hamiltons Dienstwagen gilt? Der Brite kommt mit der Abstimmung des Silberpfeils irgendwie nicht zurecht, aber Teamchef Wolff glaubt, dass es für die persönlichen Probleme des Favoriten „kein Wundermittel“gibt, aber man müsse alles tun, um dem Briten „wieder das richtige Handwerkszeug zu geben“. Vielleicht setzt Teamkollege Valtteri Bottas nach seinem ersten Grand-prix-erfolg die unheimliche Serie von Barcelona mit zehn verschiedenen Siegern in zehn Jahren fort. Es wird vor allem eine Frage der Reifen und ihrer Nutzung sein.
Vom Red Bull RB 13 wird der größte Entwicklungsschritt erwartet, mit mehr Bodenhaftung will man die Lücke nach oben verkleinern, die zuletzt bei anderthalb Sekunden lag. Ähnlich große Veränderungen an den Autos werden bei Sauber, Renault und Force India erwartet.
Auf dem Circuit de Catalunya, der Lieblingsteststrecke der Formel1, schlägt die Stunde der Wahrheit. Wer hier nicht die Chance zum Fortschritt nutzt, der wird sich wohl auch für den Rest des Jahres schwertun. „Wir müssen zumindest so nah an Mercedes und Ferrari herankommen, dass wir sie ärgern können“, hofft Red-bull-pilot Daniel Ricciardo. Es geht sogar das Gerücht, dass es sich bei der Überarbeitung um ein echtes Bauto handle. Aber im Spekulationsgewerbe Formel 1 muss das noch nicht viel heißen.
Das Chassis ist das eine, der Motor das andere – Renault hat zwar nicht die Probleme von Foto: Vyacheslav Prokofyev, dpa pa
Honda, aber gegen die Top-aggregate immer noch einen Rückstand. Die für Barcelona erhoffte Leistungssteigerung wurde auf einem unbestimmten Zeitpunkt „im Sommer“verschoben, das ist auch ein Handicap für den Emmericher Nico Hülkenberg im Werkswagen der Franzosen. Trotzdem träumen sie bei Red Bull anhand der Windkanalwerte wieder von einem Siegerauto. Im Vorjahr hatte Max Verstappen bei seinem ersten Einsatz triumphiert, allerdings nur, weil sich die Silberfeinde
Hamilton und Rosberg gleich nach dem Start rausgekegelt hatten.
Honda ist nach zahlreichen Debakeln und einem enormen Teileverschleiß samt der ersten Rückversetzungsstrafe von allen Beteiligten weiterhin am meisten unter Druck. In Japan wird schon an einem komplett neuen Hybrid-turbo gebaut, doch ganz will man das Jahr noch nicht verloren geben – die ätzenden Kommentare von Fernando Alonso über den Boxenfunk sind dabei die schlimmste Anti-werbung.