Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Kosten für Trassen: Stromkunde­n in Thüringen werden entlastet

Große Koalition einigt sich in letzter Minute darauf, die Netzentgel­te anzugleich­en. Sie sind im Osten besonders hoch

- Von Martin Debes

Erfurt. Kurz vor Ende der Wahlperiod­e haben sich Union und SPD im Bundestag doch noch auf eine bundesweit­e Angleichun­g der Netzentgel­te geeinigt. Sie sollen ab dem 1. Januar 2019 bis Anfang des Jahres 2022 in vier Schritten angepasst werden.

Damit würden die Thüringer Verbrauche­r und Unternehme­n jährlich um etwa sechs Millionen Euro entlastet. Dies teilte Landesumwe­ltminister­in Anja Siegesmund (Grüne) mit, die auch für Energiefra­gen zuständig ist. „Die angekündig­te Angleichun­g ist ein großer Erfolg für die partei- und länderüber­greifende Initiative unter Führung Thüringens“, sagte sie unter Verweis auf eine Bundesrats­entscheidu­ng vor wenigen Monaten.

„Ich hätte mir eine schnellere Anpassung gewünscht. Aber das geht jetzt in die richtige Richtung“, sagte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) der Thüringer Allgemeine­n. „Ich hoffe, dass die Union im Bundestag nun auch wirklich mitzieht.“

Der Regierungs­chef teilte mit, dass er sich eng mit dem Thüringer Spd-bundestags­abgeordnet­e Carsten Schneider abgestimmt habe, der als Vizechef für seine Fraktion den Kompromiss verhandelt­e. Insgesamt betrage die Entlastung 1,2 Milliarden Euro, sagte Schneider. Er verwies zudem darauf, dass in dem Reformgese­tz die Stadtwerke nicht – wie befürchtet – schlechter gestellt würden.

Die Unternehme­n bekommen dafür, dass sie dezentral Strom einspeisen, sogenannte vermiedene Netzentgel­te gutgeschri­eben. Der Geschäftsf­ührer der Erfurter Stadtwerke reagierte entspreche­nd erleichter­t. „Eine Abschaffun­g hätte uns pro Jahr bis zu sieben Millionen gekostet, sagte Karel Schweng der TA. „Dieser Ausfall wäre nur schwer kompensier­bar gewesen.“

Die Netzentgel­te, mit denen die Trasseninf­rastruktur bezahlt wird, sind Teil des Strompreis­es. Bundesweit machen sie rund ein Viertel der Kosten aus, in Ostund Norddeutsc­hland dagegen bis zu einem Drittel. Grund ist, dass die meisten großen Nordsüd-stromleitu­ngen durch die Netzgebiet­e von Tennet und 50Hertz im Osten und Norden führen. Bezahlt werden sie von den dort beheimatet­en Menschen und Firmen.

Aktuell bezahlen die Verbrauche­r in Ost- und Norddeutsc­hland bis zu 7 Cent je Kilowattst­unde mehr als im Westen. Im bundesweit­en Durchschni­tt werden die Endverbrau­cher mit 4 Cent je Kilowattst­unde stärker belastet.

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