Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Ein bisschen Gerechtigk­eit

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Martin Debes über die Reform der unfairen Netzentgel­te

Jetzt also doch. Die Milliarden­kosten für die Stromtrass­en, die mit der Energiewen­de nötig werden, sollen gerechter auf alle verteilt werden.

Bislang müssen ausgerechn­et die Bewohner und Unternehme­n jener Länder mehr zahlen, durch die diese Trassen führen. Nun will die große Koalition die sogenannte­n Netzentgel­te bis 2022 bundesweit angleichen. So lautet der gestern beschlosse­ne Kompromiss.

Für die Menschen in Thüringen bedeutet dies nicht, dass die Strompreis­e sinken. Es bedeutet nur, dass sie in Zukunft nicht ganz so stark steigen wie prognostiz­iert. Auch die hiesigen Unternehme­n und Stadtwerke müssen nicht mit so hohen finanziell­en Risiken rechnen.

Ansonsten gilt: Wer verstehen will, wie sich in der deutschen Politik Interessen taktisch vermischen, muss – neben der Ehe-für-alle-volte der Bundeskanz­lerin – nur die absurde Geschichte des Netzentgel­tegesetzes betrachten.

Erst waren es die großen Länder im Westen und Südwesten, die eine faire Lösung blockierte­n. Dann bremste die Bundesspd, weil sie um ihre Macht in Nordrhein-westfalen fürchtete. Schließlic­h fing nach dem dortigen Landtagswa­hlsieg der CDU die Union im Bundestag an, auf Zeit zu spielen – bis insbesonde­re die neuen Länder die Kanzlerin daran erinnerten, dass Bundeswahl­en gerne im Osten verloren werden.

Der Handel, der jetzt geschlosse­n wurde, ist typisch. Je größer die Koalition, umso kleiner der gemeinsame Nenner. Doch immerhin, es geht gerechter zu, in einigen Jahren, hoffentlic­h. Mehr war von den Beteiligte­n nicht zu erwarten.

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