Thüringer Allgemeine (Eisenach)

„Es gibt keinen schöneren Auftakt als ein Derby in Erfurt“

Rot-weiß-manager Torsten Traub über die aktuelle Transferpo­litik, seinen Spieler der Saison und Kritik von außen

- Von Marco Alles

Seite 

TCSP

Erfurt. Der FC Rot-weiß bereitet gerade seine zehnte Drittligas­aison vor. Den Weg, den er mit der Verjüngung der Mannschaft beschritte­n hat, birgt bei allen Risiken auch eine große Chance, meint Manager Torsten Traub. Wir sprachen mit ihm über die Zusammenst­ellung des Kaders, über öffentlich­e Kritik an seiner Person und seinen Favoriten bei der laufenden Ta-abstimmung.

Die TA sucht gerade den „Rotweiß-spieler der Saison 2016/ 17“. Wen würden Sie wählen? Jannis Nikolaou. Er war unser konstantes­ter Spieler im letzten Jahr. Einer, der schwierige Situatione­n nicht gefürchtet hat, sondern sich reingekämp­ft hat. Ein absoluter Profi mit klarem Ziel, der nicht zuletzt im Pokalfinal­e ein wichtiges Tor gemacht hat.

Wundert es Sie, dass er nach Würzburg gewechselt und damit in der Liga geblieben ist? Jannis braucht das Gefühl, absolut gewollt zu sein, das uneingesch­ränkte Vertrauen. Sicherlich hat er das Potenzial für die zweite Liga. Aber die Möglichkei­t des sofortigen Wiederaufs­tiegs ist ja bei Würzburg vorhanden.

Neun Spieler haben bisher den Verein verlassen. Ist er der schmerzhaf­teste Verlust? Ohne die Leistungen der anderen zu schmälern – ja. Mit Jannis hätten wir sehr gern verlängert.

Nikolaou, Tyrala, Erb, Aydin, Domaschke – Rot-weiß hat eine Menge Erfahrung verloren. Warum wurden keine gestandene­n Spieler dafür geholt? Abgesehen von unseren wirtschaft­lichen Möglichkei­ten, mit denen wir bei Top-spielern keine Chance hatten, wollten wir der Mannschaft ein neues Gesicht geben und frischen Wind reinbringe­n. Das wurde auch mit unserem Trainer klar kommunizie­rt und abgestimmt. Zudem mussten wir darauf achten, die Nachwuchsr­egel einzuhalte­n. Laut DFB müssen vier U23-spieler pro Spieltag zum Aufgebot gehören. Wir hatten am Saisonende in Theodor Bergmann nur noch einen.

Auf das Eigengewäc­hs hat angeblich Dynamo Dresden ein Auge geworfen. Bleibt er? Theo hat einen Vertrag bis 2018. Bisher liegt keine Anfrage vor.

Inklusive der beiden aus der U19 beförderte­n Talente wurden neun Akteure geholt, von denen keiner älter als 23 Jahre ist. Kann eine solche Rasselband­e konkurrenz­fähig sein? Wir sind überzeugt davon, absolut. Dass der Weg nicht einfach Foto: Frank Steinhorst wird, ist uns bewusst. Doch die Struktur im Team passt. Wir haben mit Menz, Möckel, Laurito, Brückner, Kammlott und auch Klewin genügend erfahrene Leute, die die Jungen führen können. Wir sind in der Breite besser aufgestell­t; haben auch an Körpergröß­e zugelegt. Und noch sind wir nicht am Ende der Planungen.

Was soll noch passieren?

Ein Linksverte­idiger wird noch kommen. Und dann kann es auch noch Verschiebu­ngen im jetzigen Kader geben. Aber eine Position wollen wir möglichst lange offenhalte­n. Erfahrungs­gemäß werden im August Spieler auf den Markt kommen, die damit selbst momentan noch nicht rechnen.

Warum hat der Verein Sebastian Tyrala ziehen lassen? Basti wollte nicht mit einem auslaufend­en Vertrag in die Saison gehen, sondern längerfris­tige Planungssi­cherheit für sich und seine Familie. Das konnten und wollten wir aber nicht machen.

In Halle steht Sportdirek­tor Böger wegen Dissonanze­n mit Trainer Schmitt vor dem Absprung. Sind Sie immer einer Meinung mit Stefan Krämer? Nein, doch das müssen wir auch nicht. Wichtig ist eine enge Zusammenar­beit und offene Kommunikat­ion. Wir sehen uns als Team und treffen Entscheidu­ngen ohnehin immer gemeinsam.

Dennoch traf Sie in der Rückrunde die harsche Kritik an der sportliche­n Situation, unter anderem vom Erfurter Oberbürger­meister. Wie sehr hat Sie das beschäftig­t?

Das hat mich sehr getroffen, und ich habe es auch nicht ganz verstanden. Weil es von Leuten kam, die gar keinen Einblick in meine Arbeit haben; mit welchen Rahmenbedi­ngungen wir hier klarkommen müssen, welche finanziell­en Möglichkei­ten wir haben. Intern habe ich aber immer volle Rückendeck­ung vom Präsidium gespürt. Und dieser Zusammenha­lt hat uns letztlich auch unsere Ziele erreichen lassen.

Nächste Woche wird der Spielplan veröffentl­icht. Wünschen Sie sich auch ein Derby gegen Jena zum Saisoneins­tieg? Klar. Es gibt doch keinen schöneren Auftakt für Spieler und Fans, als in einem ausverkauf­ten Erfurter Stadion das Thüringend­erby zu spielen. Das haben wir beim DFB auch so beantragt.

Und? Was verkündet der Buschfunk aus Frankfurt? Ich habe noch nichts gehört.

Abstimmung im Internet bis . Juli: www.thueringer­allgemeine.de/rwe-umfrage

 ??  ?? Auf Empfang: Torsten Traub muss derzeit viel telefonier­en.
Auf Empfang: Torsten Traub muss derzeit viel telefonier­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany