Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Kaffeekränzchen im Freien
Pflegezentrum Erbstromtal feiert Sommerfest. Spendengelder für neue Überdachung
Seebach. „Guten Tag! Wir sind die Neuen.“Das Ehepaar Pachnicke bewohnt seit knapp einem halben Jahr eines der zehn barrierefreien Lebenszeithäuser im Pflegezentrum Erbstromtal. Beim Sommerfest am 28. Juni konnten die alten und neuen Bewohner untereinander auf Tuchfühlung gehen.
Das Gebäude des Pflegezentrums gliedert sich auf zwei Etagen. Im Erdgeschoss befinden sich Wohnungen für Demenzerkrankte und im Obergeschoss zehn Einraumwohnungen für betreutes Wohnen. Von dort führt ein Weg auf eine Art Garten mit zwei Carports, die nicht nur zum Sommerfest zum Verweilen genutzt werden.
Aufgrund des wechselhaften Wetters war man an diesem Tag unter die Überdachung ausgewichen, um dort ungestört Kaffee und Kuchen oder ein Bierchen genießen zu können. Karlheinz Klytta hatte als gern gesehener Gast wieder sein Akkordeon mitgebracht und darauf einige Lieder zum Besten gegeben.
Aber man muss kein regelmäßiger Besucher sein, um zu erkennen, wollen alle 36 Bewohner mit Angehörigen sich hier zusammen finden, wird der Platz zu klein. Deshalb soll Abhilfe geschaffen werden, weshalb die Anwesenheit von Markus Bartaune von der Evangelischen Bank eg gut gewählt war. Er hatte ein Scheck über 1 000 Euro dabei, den er Anita Damm überreichte.
Das Geld soll für eine weitere überdachte Fläche verwendet werden, die für ein Kaffeekränzchen im Freien genutzt werden kann. Anita Damm ist die Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft des Pflegezentrums und eigentlich auch die Ideengeberin für das Projekt, das inzwischen Musterfunktion für weitere solcher Konzepte in ganz Deutschland einnehme.
Als langjährige Pflegedienstleiterin der Ökumenischen Sozialstation Erbstromtal aus der 2012 das Pflegezentrum erwuchs und in der inzwischen 260 pflegebedürftige Menschen in und außerhalb betreut werden, wusste sie um die Nachfragen nach individuellen Betreuungsmöglichkeiten. Als sie von den Angehörigen eines 50-jährigen Mannes um Hilfe gebeten wurde, der inmitten seines Hausbaus einen Schlaganfall erlitten hatte und von heute auf morgen zum Pflegefall wurde, wusste sie, ihre Idee, Menschen mit Beeinträchtigungen in vertrauter Umgebung ein zumutbares Leben zu ermöglichen, muss Wirklichkeit werden. Das ist insofern auch wichtig, weil aufgrund des Zuzugs von Arbeitskräften der Maschinenfabrik Seebach in den letzten 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts heute viele Einwohner mit einer Problematik zu kämpfen haben, weil sie sich um die inzwischen pflegebedürftigen Eltern nicht so kümmern können wie sie wollten, weil sie hunderte von Kilometern entfernt wohnen. Warum sie nicht zu sich holen, ohne sie ihrer Selbstständigkeit zu berauben? Im Oktober 2012 wurde das bereits beschriebene Pflegezentrum eröffnet, im Januar dieses Jahres kamen zehn Häuser hinzu in denen sich barrierefreie Zweiund Dreiraumwohnungen befinden, die inzwischen allesamt bewohnt sind.
Die letzten Mieter ziehen gerade ein. Und damit sich die 20 Bewohner in den Lebenszeithäusern und die Bewohner im Pflegezentrum besser kennen lernen, vielleicht zukünftig zusammen Karten spielen oder ein Schwätzchen am Zaun halten, dafür sollen Feste dienen.
Um das soziale Leben kümmert sich auf dem Gelände vor allem Ilona Wagner. Sie ist die Leiterin für das betreute Wohnen. Das Zusammenspiel zwischen den Mitarbeitern und deren Engagement, das viel mit Berufung zu tun hat, sei sehr wichtig, sagt sie.
Noch sind nicht alle Ideen umgesetzt. Es arbeitet schon wieder im Kopf der Geschäftsführerin Anita Damm. Indem sie einen Blick zum Regionalleiter der Evangelischen Bank wirft, scheint sich ein neuer Gedanke zu entwickeln: eine Kurzzeitoder Tagespflegestation, die auf dem noch freien Platz zwischen den neuen Lebenszeithäusern und dem Hauptgebäude entstehen könnte.
Tagespflege könnte auf Gelände entstehen