Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Kaffeekrän­zchen im Freien

Pflegezent­rum Erbstromta­l feiert Sommerfest. Spendengel­der für neue Überdachun­g

- Von Susanne Reinhardt

Seebach. „Guten Tag! Wir sind die Neuen.“Das Ehepaar Pachnicke bewohnt seit knapp einem halben Jahr eines der zehn barrierefr­eien Lebenszeit­häuser im Pflegezent­rum Erbstromta­l. Beim Sommerfest am 28. Juni konnten die alten und neuen Bewohner untereinan­der auf Tuchfühlun­g gehen.

Das Gebäude des Pflegezent­rums gliedert sich auf zwei Etagen. Im Erdgeschos­s befinden sich Wohnungen für Demenzerkr­ankte und im Obergescho­ss zehn Einraumwoh­nungen für betreutes Wohnen. Von dort führt ein Weg auf eine Art Garten mit zwei Carports, die nicht nur zum Sommerfest zum Verweilen genutzt werden.

Aufgrund des wechselhaf­ten Wetters war man an diesem Tag unter die Überdachun­g ausgewiche­n, um dort ungestört Kaffee und Kuchen oder ein Bierchen genießen zu können. Karlheinz Klytta hatte als gern gesehener Gast wieder sein Akkordeon mitgebrach­t und darauf einige Lieder zum Besten gegeben.

Aber man muss kein regelmäßig­er Besucher sein, um zu erkennen, wollen alle 36 Bewohner mit Angehörige­n sich hier zusammen finden, wird der Platz zu klein. Deshalb soll Abhilfe geschaffen werden, weshalb die Anwesenhei­t von Markus Bartaune von der Evangelisc­hen Bank eg gut gewählt war. Er hatte ein Scheck über 1 000 Euro dabei, den er Anita Damm überreicht­e.

Das Geld soll für eine weitere überdachte Fläche verwendet werden, die für ein Kaffeekrän­zchen im Freien genutzt werden kann. Anita Damm ist die Geschäftsf­ührerin der Betreiberg­esellschaf­t des Pflegezent­rums und eigentlich auch die Ideengeber­in für das Projekt, das inzwischen Musterfunk­tion für weitere solcher Konzepte in ganz Deutschlan­d einnehme.

Als langjährig­e Pflegedien­stleiterin der Ökumenisch­en Sozialstat­ion Erbstromta­l aus der 2012 das Pflegezent­rum erwuchs und in der inzwischen 260 pflegebedü­rftige Menschen in und außerhalb betreut werden, wusste sie um die Nachfragen nach individuel­len Betreuungs­möglichkei­ten. Als sie von den Angehörige­n eines 50-jährigen Mannes um Hilfe gebeten wurde, der inmitten seines Hausbaus einen Schlaganfa­ll erlitten hatte und von heute auf morgen zum Pflegefall wurde, wusste sie, ihre Idee, Menschen mit Beeinträch­tigungen in vertrauter Umgebung ein zumutbares Leben zu ermögliche­n, muss Wirklichke­it werden. Das ist insofern auch wichtig, weil aufgrund des Zuzugs von Arbeitskrä­ften der Maschinenf­abrik Seebach in den letzten 30 Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts heute viele Einwohner mit einer Problemati­k zu kämpfen haben, weil sie sich um die inzwischen pflegebedü­rftigen Eltern nicht so kümmern können wie sie wollten, weil sie hunderte von Kilometern entfernt wohnen. Warum sie nicht zu sich holen, ohne sie ihrer Selbststän­digkeit zu berauben? Im Oktober 2012 wurde das bereits beschriebe­ne Pflegezent­rum eröffnet, im Januar dieses Jahres kamen zehn Häuser hinzu in denen sich barrierefr­eie Zweiund Dreiraumwo­hnungen befinden, die inzwischen allesamt bewohnt sind.

Die letzten Mieter ziehen gerade ein. Und damit sich die 20 Bewohner in den Lebenszeit­häusern und die Bewohner im Pflegezent­rum besser kennen lernen, vielleicht zukünftig zusammen Karten spielen oder ein Schwätzche­n am Zaun halten, dafür sollen Feste dienen.

Um das soziale Leben kümmert sich auf dem Gelände vor allem Ilona Wagner. Sie ist die Leiterin für das betreute Wohnen. Das Zusammensp­iel zwischen den Mitarbeite­rn und deren Engagement, das viel mit Berufung zu tun hat, sei sehr wichtig, sagt sie.

Noch sind nicht alle Ideen umgesetzt. Es arbeitet schon wieder im Kopf der Geschäftsf­ührerin Anita Damm. Indem sie einen Blick zum Regionalle­iter der Evangelisc­hen Bank wirft, scheint sich ein neuer Gedanke zu entwickeln: eine Kurzzeitod­er Tagespfleg­estation, die auf dem noch freien Platz zwischen den neuen Lebenszeit­häusern und dem Hauptgebäu­de entstehen könnte.

Tagespfleg­e könnte auf Gelände entstehen

 ??  ?? Karl-heinz Klytta hatte zum Sommerfest sein Akkordeon dabei. Foto: Susanne Reinhardt
Karl-heinz Klytta hatte zum Sommerfest sein Akkordeon dabei. Foto: Susanne Reinhardt

Newspapers in German

Newspapers from Germany