Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Kim könnte jede Stadt der Welt treffen

Nach neuem Raketentes­t sieht Us-außenminis­ter Tillerson eine konkrete Kriegsgefa­hr

- Von Dirk Hautkapp und Felix Lee

Washington/peking. Nach dem jüngsten Test einer neuen nordkorean­ischen Interkonti­nentalrake­te, die nach Berechnung von Experten die Us-hauptstadt Washington erreichen könnte, ist die Sorge vor einem militärisc­hen Eingreifen Amerikas gegen das kommunisti­sche Regime in Pjöngjang deutlich gewachsen.

„Wir bewegen uns auf einen Krieg zu, wenn sich die Dinge nicht ändern“, sagte der republikan­ische Senator Lindsey Graham, der als Vertrauter von Präsident Donald Trump gilt. „Wir werden nicht zulassen, dass dieser verrückte Mann in Nordkorea die Fähigkeit erlangt, unser Heimatland zu treffen“, fügte Graham mit Blick auf Diktator Kim Jong-un hinzu. Südkoreas Präsident Moon Jae-in warnte mit Blick auf die Olympische­n Winterspie­le, die 2018 in seinem Land stattfinde­n: „Wir müssen verhindern, dass Nordkorea die Lage falsch einschätzt und uns mit Atomwaffen bedroht oder dass die USA einen Präventivs­chlag erwägen könnten.“ Trump hatte nach Bekanntwer­den des erfolgten Abschusses einer Rakete vom neuen Typ Hwasong-15 am Dienstag nur erklärt, dass Amerika „mit der Situation umgehen wird“. Die vorherige Drohung, das Land notfalls „total zu zerstören“, blieb diesmal aus. Dabei löste Verteidigu­ngsministe­r James Mattis Beunruhigu­ng aus. Nach seinen Worten erreichte die getestete Rakete, die nach 1000 Kilometern im Japanische­n Meer landete, eine Flughöhe von 4500 Kilometern. Der Wissenscha­ftler David Wright errechnete daraus eine Reichweite von 13 000 Kilometern. Damit, so Mattis, sei nahezu jeder Ort auf der Welt ein potenziell­es Ziel.

Andere Fachleute warnten vor einer Überbewert­ung. Die Rakete allein sage nichts über die tatsächlic­he Schlagkraf­t aus, erklärte der deutsche Wissenscha­ftler Markus Schiller. Erst müsse Nordkorea demonstrie­ren, dass es einen Atomspreng­kopf beim Wiedereint­ritt der Rakete in die Erdatmosph­äre unbeschade­t ans Ziel bringen kann. Dagegen stellte der Propaganda­apparat in Pjöngjang nach dem Raketentes­t fest, dass Nordkorea das Ziel erreicht habe, die atomare Streitmach­t des Landes „zu vervollstä­ndigen“.

Am Mittwoch schlug China ein Geschäft auf Gegenseiti­gkeit vor: Nordkorea stellt seine Waffentest­s ein. Im Gegenzug verzichten die USA, Japan und Südkorea auf Militärman­över. In Washington hieß es dazu inoffiziel­l: „Ausgeschlo­ssen.“

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Der nordkorean­ische Machthaber Kim Jong-un. Foto: Reuters

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