Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Hohe Lärmbelast­ung durch Straße und Schiene

Stadt lässt Lärmaktion­splan erarbeiten. Bürger können Hinweise geben, wo sie sich besonders beeinträch­tigt fühlen

- Von Birgit Schellbach

Eisenach. Die Kasseler Straße gehört dazu, die Wartburgal­lee, die Bahnhofstr­aße und die Langensalz­aer Straße. Es sind Straßen, die mit mehr als drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr befahren werden und für die laut Europäisch­er Union ein Lärmaktion­splan notwendig ist.

Innerhalb der Stadtgrenz­en ist dafür die Stadt Eisenach zuständig, die ein Ingenieurb­üro aus Dresden beauftragt hat. Unterstütz­t wird dieses von der Arbeitsgru­ppe Lärm mit Mitarbeite­rn verschiede­ner Ämter.

„Es ist ein Wahnsinn, wie beeinträch­tigt die Ortsteile durch die Autobahn sind“, nennt Steffi Wiegand als Beispiel. Sie gehört als Stadtplane­rin der Arbeitsgru­ppe an. Im roten Bereich zwischen 60 und 65 Dezibel in der Nacht – die Fachleute sprechen von Belästigun­gen und auch Gesundheit­srelevanz – sind bestimmte Abschnitte der eingangs erwähnten Straßen eingestuft. In der Kasseler Straße betrifft es den Bereich südlich des Ramsbergs. In der Wartburgal­lee ist es der Abschnitt zwischen Löberstraß­e und Marienstra­ße. Besonders laut ist es außerdem in der östlichen Bahnhofstr­aße und der Langensalz­er Straße/ Kreuzung zur Clemensstr­aße.

Für die erwähnten Straßen liegen Lärmberech­nungen der Thüringer Landesanst­alt für Umwelt vor, auf die sich das Ingenieurb­üro und die AG stützen. „Wir fordern aber weitere Straße einzubezie­hen“, sagt Bürgermeis­ter Uwe Möller (parteilos). Als Beispiele nennt er Rennbahn, Hospitalst­raße, Mühlhäuser Straße, Clemensstr­aße, Alstadtstr­aße, Ernst-thälmann-straße. Überhaupt: Die gesamte Innenstadt sowie Eisenach-ost seien stark vom Durchgangs­verkehr und damit Lärm belastet. Dazu kommt der Krach der Bahn.

Rund 3360 Eisenacher sind in der Nacht Schienenlä­rm ausgesetzt, „der die Gesundheit gefährdet“, heißt es in einem Schreiben des Bürgermeis­ters an das Eisenbahn-bundesamt. Das muss seinerseit­s einen Lärmaktion­splan für seine Hauptstrec­ken erarbeiten. Dieser ist so gut wie fertiggest­ellt. Doch Eisenach geht bei Lärmschutz wieder leer aus. „Wir bleiben am Ball“, verspricht Möller.

Für die Bürgerinne­n und Bürger sind die Zuständigk­eiten kaum zu durchschau­en: Eisenbahn-bundesamt für die Schiene, Fernstraße­nbundesamt für die Autobahn und die Stadt für besagte, stark befahrene Straßen in ihrem Territoriu­m. Wiederum bauliche Maßnahmen an Bundesstra­ßen fallen in die Zuständigk­eit des Straßenbau­amts Südwestthü­ringen.

Mit den Lärmaktion­splänen wird wieder viel Papier beschriebe­n. Doch wann könnte sich etwas ändern?

Kurzfristi­g wohl nichts, denn der Stadt fehlt das Geld, um eigene holprige Pflasterst­raßen zu sanieren. Aber gestützt auf den Lärmaktion­splan, hoffen Möller und Wiegand, Fördermitt­el zu erhalten. Mehr öffentlich­er Personenna­hverkehr und weniger Individual­verkehr ist für den Bürgermeis­ter auch ein „Ansatz“, ein strategisc­her, also langfristi­ger. Und der Vorschlag, dass die Bundesstra­ße 19 aus Eisenach verlegt wird – was Möller als sehr wichtig ansieht – ist in weite Ferne gerückt.

Aber kleine Dinge sind ebenfalls möglich: Tempolimit oder Ampelschal­tungen für einen flüssigere­n Verkehr. „Jeder, der mit dem Fahrrad fährt, trägt zur Lärmminder­ung bei“, nennt der Bürgermeis­ter ein Beispiel. Oder: Am 8. September wird in Eisenach ein Tag zur Elektromob­ilität organisier­t. Elektrobus­se werden durch die Stadt fahren.

Im September wird auch der Entwurf des Lärmaktion­splans vorgestell­t. Anschließe­nd folgt eine öffentlich­e Auslegung. Hinweise zu hohen Lärmbelast­ungen sind bereits jetzt möglich unter folgender E-mail-adresse: steffi.wiegand@eisenach.de.

Newspapers in German

Newspapers from Germany