Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Klaftern gehört zum Handwerk
Am 15. Oktober ist Tag des Schornsteinfegers. Ein Vertreter der schwarzen Zunft ist Rüdiger Speck aus Bad Langensalza
bewerben. So wie die allermeisten seiner Kollegen in Thüringen sich wieder um ihren Kehrbezirk bewerben wollen. Bis zur Marktöffnung 2013 behielten Schornsteinfeger den ihnen einmal zugeteilten Kehrbezirk bis zur Rente, so dass sie – wie böse Zungen behaupteten – stets schon am 1. Januar wussten, was sie bis zum 31. Dezember verdient haben würden.
Die besten Aussichten bei der Vergabe von Kehrbezirken haben heute Schornsteinfeger, die bei ihrer Bewerbung punkten können. Punkte gibt es unter anderem für die Meisterprüfung oder auch für Weiterbildungen, wie sie die Landesinnung anbietet. Weiterbildungen, die der Tatsache gerecht werden, dass die beratende Tätigkeit der Männer und Frauen in Schwarz einen immer größeren Teil ihrer Arbeit ausmacht und Schornsteinfeger ein sehr breites Fachwissen haben müssen. In Thüringen, so Rüdiger Speck, sind bei rund 200 Kehrbezirken 188 Schornsteinfeger Innungsmitglieder – ein vergleichsweise hoher Organisationsgrad, der dafür spricht, „dass die Innung etwas bringt“.
Außer mit elektronischen Messgeräten und Inspektionskameras sind Kaminkehrer wie Rüdiger Speck natürlich auch heute noch mit klassischen Gerätschaften wie der Kehrleine und dem Stoßbesen unterwegs. Klaftern, wie das Klettern durch einen Schornstein in der Fachsprache heißt, müssen sie wegen der heute meist deutlich verkleinerten Querschnitte der Essen zwar nur noch selten, doch Dächer oder Dachböden erklimmen, das tun sie nach wie vor.
Kein Job, für den sich nur Männer eignen: Immer häufiger ist der Schornsteinfeger eine Frau, von den vier Schornsteinfegern, die allein Rüdiger Speck seit 2013 ausgebildet hat, waren beziehungsweise sind drei weiblich. „Frauen sind oft lernfähiger“, so die Erfahrung des 39Jährigen, der auch häufig auf Ausbildungsmessen für seine Profession wirbt und bislang noch immer interessierte junge Leute gewinnen konnte.
Das tut auch not: Denn auch in der schwarzen Zunft steht in den nächsten Jahren ein Generationswechsel an, gehen viele erfahrene Schornsteinfeger in Rente: „Deshalb ist es auch so wichtig, jetzt genügend Gesellen auszubilden, die nach Möglichkeit gleich anschließend noch ihren Meister machen“, sagt Rüdiger Speck. Denn dann hätten sie die besten Chancen bei der Vergabe der Kehrbezirke.
Seine eigenen beiden Söhne sind mit zehn und zwei Jahren zwar noch zu jung, als dass sich etwas zu ihrer Berufswahl sagen ließe. Aber sie wachsen damit auf, dass ihr Vater in seinem Beruf, den er selbst bei einem alten Meister gelernt hat, aufgeht. Sogar der kleine Friedrich, erzählt Rüdiger Speck schmunzelnd, ruft beim Anblick seines Papas in Arbeitshose, Koller und Zylinder schon ganz begeistert „fegen, fegen“.