Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Tausend Herbste des Jacob de Zoet

- Von Grit Scheler

Stellen Sie sich ein Reich vor, das sich seit anderthalb Jahrhunder­ten von der Welt abschottet. Niemand darf hinaus, kein Fremder hinein. Und doch bietet ein schmales Fenster Einblick in diese nationale Festung: eine künstliche, ummauerte Insel in einem Hafen des Landes, bewohnt von einer Hand voll europäisch­er Händler.

Das Land heißt Japan, der Hafen Nagasaki und die Insel Dejima, man schreibt das Jahr 1799. Dorthin versetzt David Mitchell seinen Helden, den jungen Handelsang­estellten Jacob de Zoet, den das Schicksal in ein wildes Abenteuer stößt: Er verliebt sich in die Japanerin Orito, die Tochter eines Samurai und Hebamme, die sich vom Inselarzt Dr. Marinus medizinisc­h ausbilden lässt. Eines Tages stirbt Oritos Vater, und sie verschwind­et. Das Gerücht geht um, sie sei in die Sklaverei verkauft worden, um seine Schulden zu begleichen. Jacob geht dem nach und wird in Falschheit, Verrat und Mord verstrickt.

Dies ist ein staunenswe­rtes künstleris­ches Werk: ein historisch­er Roman mit exotischem Kolorit, gefährlich­en Verwicklun­gen, einer veritablen Seeschlach­t und einer Vielfalt bunter Gestalten.

David Mitchell: „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“, Rowohlt Taschenbuc­h , €

Grit Scheler leitet die Bibliothek Mihla.

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