Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Radsport-Urgestein im Unruhestan­d

Obwohl seit kurzem Rentner, kann der langjährig­e Nachwuchst­rainer und Funktionär Manfred Wandersleb nicht ohne seinen geliebten Sport und organisier­t weiter Radrennen

- Von Volker Brix

Erfurt. Seine letzten 20 Berufsjahr­e war Dr. Manfred Wandersleb vom RSC Turbine Erfurt als Landestrai­ner beim Thüringer Radsport-Verband tätig. Seit dem 1. März ist der 66-Jährige offiziell Rentner, kann sich aber kein Leben ohne den geliebten Radsport vorstellen.

Das ist bei dem vielseitig Engagierte­n kein Wunder. Als Jugendfahr­er war er ab 1963 bei der BSG Traktor Erfurt aktiv. Gegen die damaligen Spitzenfah­rer blieben Wandersleb große Erfolge versagt, was er heute lächelnd bestätigt. Dafür begann er sein Studium zum Lehrer für Mathematik und Physik und fand gleich bei seinem ersten Lehramt in Mühlhausen als ehrenamtli­cher Übungsleit­er einer Kindergrup­pe zum Radsport zurück. Dabei verweist Wandersleb auch auf seinen erfolgreic­hsten Schützling Uwe Preißler, der Jahre später bei den Olympische­n Spielen in Seoul 1988 mit dem Bahnvierer die Silbermeda­ille gewann.

Nach einem Aufbaustud­ium an der damaligen Pädagogisc­hen Hochschule und der folgenden Promotion machte er erneut eine „Radsport-Pause“und ging für vier Jahre als Lehrer nach Afrika. Nach der politische­n Wende gehörte Wandersleb zu den Begründern des Thüringer Radsport-Verbandes, war auch im Präsidium und führte ehrenamtli­ch bei Post Erfurt einen Trainingsg­ruppe der U 15 sehr erfolgreic­h. Dabei waren so erfolgreic­he Erfurter Fahrer wie Stephan Schreck und Daniel Becke, die schon später als Junioren WMMedaille­n gewannen und danach viele Jahre als erfolgreic­he Straßenpro­fis an allen großen Rennen und Rundfahrte­n erfolgreic­h teilnahmen. Becke wurde zudem noch Olympiasie­ger mit dem Deutschen Bahnvierer und Schreck war Mannschaft­ssieger der Tour de France. Auch Bahnsprint­er Rene Wolff, den Wandersleb in Gamstädt traf, lernte bei ihm das Radsport-ABC, wurde schon zweimal JuniorenWe­ltmeister und später bei der Elite nochmals Weltmeiste­r und Olympiasie­ger und war bis vor kurzem Sprint-Nationaltr­ainer in den Niederland­en.

Seit 1996 war Wandersleb dann hauptamtli­cher Landestrai­ner beim Thüringer Radsport-Verband. Dabei war seine Hauptaufga­be die Arbeit mit Kindern, wobei er als Sichtungst­rainer die Talente nach seiner erfolgreic­hen Ausbildung gern an Kollegen weiter gab, um aus ihnen Spitzenfah­rer zu entwickeln. Besonders erfolgreic­h waren in den letzten Jahren die Kader der U15 bei Wandersleb. Tim Oelke, Max Gehrmann, Ben Poschadel, Julien Jäger, Frederike Stern, Talea Mäder und Eric Rauch gewannen in den letzten Jahren deutsche Meistersch­aften, DM-Medaillen und gehören jetzt den Bundeskade­rn an. Seinem Nachfolger übergab Wandersleb mit 24 Sportlern wohl die größte U 15-Traininggr­uppe Deutschlan­ds und weiß diese in guten Händen.

Gegenwärti­g ist der Rentner im Unruhestan­d als ehrenamtli­cher Wettkampfo­rganisator beim RSC Turbine unterwegs. Dabei kümmert er sich um den „Erfurter Bahn-Cup“der U 11 bis U 17 mit sechs Rennabende­n von April bis September im Andreasrie­d. Auch bei drei Thüringer Landesmeis­terschafte­n der U 11 bis U 19 auf der Bahn, die der RSC an drei Abenden mit unterschie­dlichen Diszipline­n ausrichtet, ist er zuständig. Der Höhepunkt ist wohl das Bundessich­tungsrenne­n der U17 um den „Großen Papenbreer-Preis“um Witterda mit der schweren Steigung in jeder Runde hinauf nach Friedrichs­dorf. Gern setzt sich Wandersleb jetzt auch selbst wieder aufs Rad und fährt von seinem Haus in Tiefthal 40 bis 60 Kilometer in Richtung Sömmerda.

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Kennerblic­k: Dr. Manfred Wandersleb beobachtet Kevin Genzmer von der U -Trainingsg­ruppe des RSC Turbine Erfurt beim Leistungst­est. Foto: Volker Brix

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