Luo Lingyuan schreibt „Ballade für Erfurt“
Ehrung der Stadtschreiberin zur Wiedereröffnung des Hauses Dacheröden
Maja (12), Schülerin:
Ich war am Samstag mit meiner Freundin beim Meerjungfrauenschwimmen in der Südschwimmhalle. Ich war vorher ganz schön aufgeregt. Doch es war ein schönes Erlebnis – aber auch sehr anstrengend.
Foto: Karina Heßland-Wissel Altstadt. Es ist der Welttag des Buches, der Stadtschreiber-Literaturpreis der Stadt Erfurt wird verliehen, und mit Christoph Hein ist einer der ersten Herbstlese-Gäste überhaupt mit im Haus. Für die gestrige Wiedereröffnung des Hauses Dacheröden als besonderen Kulturort war es ein überaus würdiges Programm und der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt.
„Es hat nur den Wimpernschlag von vier Jahren zwischen Ausschreibung und Vertragsunterzeichnung gedauert“, deutete Dirk Löhr, Vorsitzender des Vereins Erfurter Herbstlese, die schwere Findungsphase an, die die Stadt und letztlich der Verein überwinden mussten, bis letzterer das Haus Dacheröden in seine Regie nehmen konnte. Dass im Stadtrat zweimal einstimmig der Vergabe des Hauses an die Herbstlese-Macher zugestimmt wurde, habe die Akteure um Löhr und Programmdirektorin Monika Rettig aber bestärkt.
Als erstes bedeutsames Ereignis erlebte das „neue“Haus der Literatur und Kultur gestern die Übergabe des Stadtschreiber-Literaturpreises 2017 an die aus China stammende und seit 1990 in Berlin lebende Schriftstellerin Luo Lingyuan. Die Laudatio hielt Johannes M. Fischer, Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“. Er beschrieb die Arbeit der Jury, in der sich unterschiedlichst Charaktere vom wohlwollenden Pragmatiker über Literaturtheoretiker bis zum Kulturmanager wiederfanden.
„Es gab heftige Auseinandersetzungen“, erzählt er, „aber nur eine Kandidatin kam durch alle Wertungsrunden mit großer Mehrheit durch“. Auf Luo Lingyuan habe sich am Ende das Gremium nahezu einmütig einigen können. Fischer selbst gefiel besonders , wie er in seiner Laudatio sagte, dass sich die Schriftstellerin ▶ alles andere als anbiedere und als Text die ersten Seiten ihres neuen Romans einreichte. Der Text erzählt aus einem Gefangenenlager. Wie die von Johannes Fischer zitierten Zeilen erahnen ließen, wahrlich keine leichte Kost.
Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) übergab feierlich die Stadtschreiber-Urkunde an Luo Lingyuan und betonte, dass es bei dem alle drei Jahre vergebenen Preis nicht – wie früher – darum gehe, die Stadtgeschichte in Worten festzuhalten, sondern um die Förderung von Schriftstellern.
Dass die Chinesin eine „Ballade für Erfurt“geschrieben hat, die auch auf der Internet-Seite der Stadt erscheinen soll, dürfte Bausewein dennoch mit Freude gehört haben. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, schilderte die Schriftstellerin ihre erste Begegnung mit der Stadt und beschrieb nahezu schwelgerisch ihre Eindrücke, wenn sie etwa am Morgen auf der Krämerbrücke steht. Man darf also sicher sich auf Texte über Erfurt von ihr freuen.
Wer Luo Lingyuan erleben will, hat am 3.Mai bereits die Gelegenheit, wenn sie wieder im Haus Dacheröden ist und aus ihren Büchern liest.