Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Wenn die Bank zu niedrig ist

Für den Seniorenbe­richt 2017 steht die Meinung der über 55-jährigen Erfurter bei den Sozialplan­erinnen hoch im Kurs. Erstes Treffen im Rathaus

- Von Steffen Högemann

Jonas-Nick Bryant (27), Fitnesstra­iner aus San Francisco: Ich bin schon zum dritten Mal in Deutschlan­d, um das Land kennenzule­rnen. Jetzt geht mein Austauschj­ahr in Erfurt zu Ende. Es ist sehr schön hier und ich bin traurig, dass die Zeit so schnell vorüber ging. Aber ich freue mich auch auf zu Hause und Football mit meinen Freunden. Foto: Kathleen Kröger Erfurt. Dass die Bänke im Erfurter Zoopark und an einigen Haltestell­en für viele Senioren zu niedrig sind, war nur eine Anregung der gut 50 Senioren, die sich gestern im Sitzungssa­al des Erfurter Rathauses trafen um beim Seniorenbe­richt 2017 zu helfen.

Das Leben der 65 000 Erfurter über 55 steht an diesem Tag im Fokus der Sozialplan­erinnen Sylke Osterloh und Olga Freier. Sie haben vom Stadtrat die Aufgabe bekommen, eine Art Bestandsau­fnahme über die Probleme der Senioren zu erstellen. Wer könnte da besser helfen als die Senioren selbst, dachten sich die Planerinne­n und der Seniorenbe­irat der Stadt Erfurt, der samt Vorsitzend­er Gudrun Stübling fleißig mitdiskuti­erte. Der erste Teil der Bürgerbete­iligung für den Seniorenbe­richt 2017 startete mit einer Umfrage. 3000 über 55-jährige Erfurter wurden angeschrie­ben und gut 1400 haben sich zurück gemeldet.

Bevor die geladenen Experten aus der Bevölkerun­g im zweiten Teil ihre Kritik und Wünsche formuliert­en, stellte Olga Freier einige Ergebnisse der Umfrage vor. So fühlen sich gut 85 Prozent der Befragten sehr wohl oder eher wohl in ihren Wohngebiet­en. Das wertet Freier als erfreulich­es Ergebnis. Auch bei der Aufbringun­g ihres Lebensunte­rhaltes haben 86 Prozent der Befragten keine Probleme. Das sei im Vergleich zu der jüngeren Generation ein deutlich besserer Wert. Sportlich aktiv sind nicht mehr ganz so viele Senioren. Mehr als die Hälfte gab an, eher selten oder gar nie Sport zu treiben. Eine besonders sensible Frage, sei die nach der Einsamkeit gewesen. Allerdings gaben gut Dreivierte­l an, sich nie einsam zu fühlen. „Hier müssen wir allerdings noch genauer schauen, wer unsere Befragten waren, um das Ergebnis besser verstehen zu können“, sagte Freier.

Die Ergebnisse sollen bald veröffentl­icht werden. In der anschließe­nden Beratung konnten die Senioren dann auf Kärtchen schreiben, wo die Stärken und die Schwächen Erfurts im Bezug auf das Leben der Senioren liegen. Besonders häufig wurde der öffentlich­e Nahverkehr gelobt, wobei die Anbindung der ländlichen Stadtteile gerade am Wochenende kritisiert wurde. Auch das vielfältig­e gastronomi­sche Angebot in Erfurt wurde hervorgeho­ben, doch der Zugang zu den lokalen sei oft nicht barrierefr­ei. In den später geäußerten Wünschen der Senioren fiel dieser Begriff häufig. Barrierefr­eies Leben ist den Senioren wichtig. Das Fehlen von Sitzgelege­nheiten, Aufstehhil­fen an den bestehende­n Bänken und öffentlich­en Toiletten standen ebenso in der Kritik, wie Parkmöglic­hkeiten und der teilweise schlechte Zustand der Gehwege.

Der nächste Termin für die Bürgerbete­iligung ist im Seniorenkl­ub Roter Berg am . Mai um : Uhr.

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Sozialplan­erin Sylke Osterloh mit Praktikant­in Geny Massurira und Kollegin Olga Freier (v.l.) stehen im Dialog mit den Senioren. Foto: Steffen Högemann

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