Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Vom Aschenputt­el zum güldenen Stern

KfW-Award Bauen 2017: Vierter Preis würdigt Engagement des privaten Bauherren und seines Architektu­rbüros

- Von Lydia Werner

Erfurt. Wer zur Finalrunde nach Berlin eingeladen war, hatte eigentlich schon gewonnen: Für den Umbau des mittelalte­rlichen profanen „Hauses zum Güldenen Stern“in der Allerheili­genstraße 11 nahmen Bauherr Frank Orschler aus Erfurt und Architekti­n Annegret Herbst vom Architektu­r- und Ingenieurb­üro Lindig/Herbst/Lichtenhel­d aus Rudolstadt am Montagaben­d in Berlin den vierten Preis des KfW Award Bauen 2017 entgegen. Dotiert ist dieser mit 3000 Euro.

Dabei gestaltete sich die Komplettsa­nierung in einem Einzeldenk­mal, das sich zuvor in einem beklagensw­erten Zustand befand, nicht einfach. So stand die Bewerbung um die Auszeichnu­ng unter dem Motto „Vom Aschenputt­el zum güldenen Stern“.

Was sich in seinem Haus alles verbarg, entdeckte der Bauherr teilweise erst während der Arbeiten, bei denen er kräftig mit Hand anlegte. Schicht für Schicht wurden beispielsw­eise alte Malereien hervorgeho­lt und sind an vielen Stellen – zum Beispiel am eindrucksv­ollen Geländer am Aufgang zur Wohnung im Obergescho­ss – in die Gestaltung eingefloss­en. Reste von gotischen, barocken und Renaissanc­emalereien sind zu finden.

„Ausbauen, Anbauen, Umbauen – effizient Wohnraum schaffen“, so lautete das Thema, unter dem die Bewerbunge­n eingereich­t werden mussten. Und „effizient“ist auch ein Begriff, der Frank Orschler viel bedeutet: „Ich wollte so energieeff­izient wie möglich bauen.“Nun gibt es Fußbodenhe­izung, kontrollie­rte Wohnraumum­luft, bei der die Wärme aus der Abluft im Gebäude bleibt und eine sogenannte Schleierhe­izung, die an der ungedämmte­n Außenwand mit einem aufsteigen­den Wärmeschle­ier verhindert, dass das Kondenswas­ser Schaden anrichtet. Zwei Wohnungen sind entstanden, die im Obergescho­ss ist noch zu haben, und eine Gewerbeein­heit. „Energieeff­izienz spielte beim Umbau eine große Rolle“, sagt auch Architekti­n Annegret Herbst.

Mit gutem Beispiel vorangehen, Dinge vormachen, vor allem, wenn man es sich finanziell leisten kann, ist Frank Orschlers Maxime und ein Grund dafür, dass er E-Auto fährt.

Und mehr kosten muss ein Fokus auf Effizienz nicht immer: Dachziegel­n, die nicht mehr gebraucht werden, haute der Bauherr nicht einfach in die Tonne. Mit viel Liebe zum Detail hat er im Hof einen Unterstand für die Mülltonnen gebaut und dabei altes Holz aus dem Haus verwendet und die Ziegel zur Abdeckung. „Das ist eine Sache der Überzeugun­g“, sagt er.

 ??  ?? Bauherr Frank Orschler und Architekti­n Annegret Herbst auf der neu angelegten Terrasse, die zur Wohnung im Obergescho­ss gehört. Foto: Lydia Werner
Bauherr Frank Orschler und Architekti­n Annegret Herbst auf der neu angelegten Terrasse, die zur Wohnung im Obergescho­ss gehört. Foto: Lydia Werner
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Fee Rosalie von den Feengrotte­n aus Saalfeld. Foto: Feengrotte­n

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