„Ich will endlich Ruhe haben“
Streetworker eröffnen neue Anlaufstelle für Jugendliche auf Erfurts Straßen. Sie helfen den Ausreißern, wieder auf die Beine zu kommen
Erfurt. Auf den Straßen der Innenstadt treffen sich viele Jugendliche, die sich ohne Dach über dem Kopf durchschlagen müssen. „Oft wurden ihnen auf dem Gang in ein eigenes Leben Steine in den Weg gelegt“, sagte Jens Haase, der mit Tina Bohne seit 15 Jahren den Kontakt zu den Jugendlichen im Innenstadtbereich sucht.
Zusammen mit Maria Malchow und David Heinecke kümmern sich die Streetworker um gut 60 heranwachsende Erfurter. „Wir betreuen durchschnittlich 15 Jugendliche direkt in der Kontaktstelle und noch mal 40 bis 50 auf den Straßen“, sagte Bohne, die glücklich ist, dass es nun eine zweite Anlaufstelle, neben der an der Moritzstraße, in der Innenstadt gibt. „Wir haben lange gesucht, das war mit einem Budget von 250 Euro Kaltmiete allerdings gar nicht so einfach.“Die Kowo hatte mit den Streetworkern einen Vertrag aufgesetzt, den sie finanzieren konnten. Nicht nur mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft läuft die Zusammenarbeit gut, die Sozialpädagogen bekommen Unterstützung vom Jugendamt, Sozialamt und auch vom Job-Center.
„Wenn die Jugendlichen es wollen und mit uns arbeiten, dann helfen uns die Ämter auch, ohne deren Hilfe könnten wir den Job so nicht machen“, sagte Haase. In den vergangenen Jahren hatten sie immer mehr Ausreißer auf den Straßen wahrgenommen. Deshalb ist auch Heinecke aus dem Süden der Stadt zu den „Innenstädtlern“dazugestoßen. Insgesamt arbeiten 12 Streetworker auf zehn Stellen in der Stadt. Den Satz „Ich will endlich Ruhe haben und ein normales Leben“hören die Vier oft. Dabei helfen sie, wo sie können. „Es gibt auch Fälle, da liegen die Probleme tiefer“, sagte Bohne.
Besonders glücklich sind die Streetworker über die Waschmaschine und die Dusche in der neuen Anlaufstelle. „Dann können die Jugendlichen sich und auch ihre Klamotten waschen, das hilft schon viel“, sagte Bohne. Neben dem Besprechungszimmer gibt es noch ein Büro, ein Beratungsraum und ein Zimmer für Gruppenarbeit mit den Jugendlichen.