Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Ich will endlich Ruhe haben“

Streetwork­er eröffnen neue Anlaufstel­le für Jugendlich­e auf Erfurts Straßen. Sie helfen den Ausreißern, wieder auf die Beine zu kommen

- Von Steffen Högemann

Erfurt. Auf den Straßen der Innenstadt treffen sich viele Jugendlich­e, die sich ohne Dach über dem Kopf durchschla­gen müssen. „Oft wurden ihnen auf dem Gang in ein eigenes Leben Steine in den Weg gelegt“, sagte Jens Haase, der mit Tina Bohne seit 15 Jahren den Kontakt zu den Jugendlich­en im Innenstadt­bereich sucht.

Zusammen mit Maria Malchow und David Heinecke kümmern sich die Streetwork­er um gut 60 heranwachs­ende Erfurter. „Wir betreuen durchschni­ttlich 15 Jugendlich­e direkt in der Kontaktste­lle und noch mal 40 bis 50 auf den Straßen“, sagte Bohne, die glücklich ist, dass es nun eine zweite Anlaufstel­le, neben der an der Moritzstra­ße, in der Innenstadt gibt. „Wir haben lange gesucht, das war mit einem Budget von 250 Euro Kaltmiete allerdings gar nicht so einfach.“Die Kowo hatte mit den Streetwork­ern einen Vertrag aufgesetzt, den sie finanziere­n konnten. Nicht nur mit der städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aft läuft die Zusammenar­beit gut, die Sozialpäda­gogen bekommen Unterstütz­ung vom Jugendamt, Sozialamt und auch vom Job-Center.

„Wenn die Jugendlich­en es wollen und mit uns arbeiten, dann helfen uns die Ämter auch, ohne deren Hilfe könnten wir den Job so nicht machen“, sagte Haase. In den vergangene­n Jahren hatten sie immer mehr Ausreißer auf den Straßen wahrgenomm­en. Deshalb ist auch Heinecke aus dem Süden der Stadt zu den „Innenstädt­lern“dazugestoß­en. Insgesamt arbeiten 12 Streetwork­er auf zehn Stellen in der Stadt. Den Satz „Ich will endlich Ruhe haben und ein normales Leben“hören die Vier oft. Dabei helfen sie, wo sie können. „Es gibt auch Fälle, da liegen die Probleme tiefer“, sagte Bohne.

Besonders glücklich sind die Streetwork­er über die Waschmasch­ine und die Dusche in der neuen Anlaufstel­le. „Dann können die Jugendlich­en sich und auch ihre Klamotten waschen, das hilft schon viel“, sagte Bohne. Neben dem Besprechun­gszimmer gibt es noch ein Büro, ein Beratungsr­aum und ein Zimmer für Gruppenarb­eit mit den Jugendlich­en.

 ??  ?? Die Streetwork­er aus Erfurts Mitte: Jens Haase, Maria Malchow, Tina Bohne und David Heinicke (von links) helfen den Jugendlich­en auf der Straße. Foto: Steffen Högemann
Die Streetwork­er aus Erfurts Mitte: Jens Haase, Maria Malchow, Tina Bohne und David Heinicke (von links) helfen den Jugendlich­en auf der Straße. Foto: Steffen Högemann

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