Gerichtshof behandelt Fall Yücel mit Vorrang
Karlspreis für Historiker Ash Journalist seit Februar in der Türkei in Haft
Aachen. Der britische Historiker und Autor Timothy Garton Ash hat für sein Werk zum Selbstverständnis eines freien Europas den Internationalen Karlspreis zu Aachen erhalten. Mit Ash rücke der Karlspreis das europäische Wertefundament in den Blick, sagte der Aachener Oberbürgermeister Marcel Phillip. Wenn die eigene Meinung zur Frage von Freiheit oder Gefängnis werde wie derzeit in der Türkei, mache das die Bedeutung fehlender Redefreiheit deutlich.
„Wir bleiben Nachbarn, wir bleiben auf ewig eng miteinander verflochten“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag bei der Verleihung. Er bezeichnete Ash als Chronisten der Realität Europas und leidenschaftlichen Verfechter der Idee Europas.
Mit wachsender Bewunderung habe er nach der Wiedervereinigung beobachtet, wie Deutschland seine „zweite Chance“genutzt habe, sagte Preisträger Ash. Deutschland rage wie eine Insel der Stabilität und der Liberalität aus einem Ozean des nationalistischen Populismus heraus. (dpa/epd) Istanbul. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wird sich nach einem Bericht der Zeitung „Die Welt“mit dem Fall ihres in der Türkei inhaftierten Korrespondenten Deniz Yücel befassen. Das Straßburger Gericht habe die Beschwerde Yücels gegen dessen Untersuchungshaft angenommen und wolle sie nun zügig behandeln, berichtete die „Welt“. Das gehe aus einem Schreiben des Gerichts hervor, das Yücels Anwalt Veysel Ok am Donnerstag zugestellt wurde.
In diesem Schreiben heiße es unter anderem, Yücels Fall werde „von seinem Gegenstand her unter die Fälle gerechnet, die vom Gericht vorrangig behandelt werden und als solche in kürzest möglicher Zeit untersucht werden sollen“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Donnerstag bei einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Rande des NatoGipfels in Brüssel erneut die Freilassung Yücels gefordert. Nach dem Treffen teilte Merkels Sprecher Steffen Seibert mit, die Bundeskanzlerin und Erdogan hätten ein „Gespräch über derzeitige Belastungen der deutschtürkischen Beziehungen“geführt.
Der deutsch-türkische Journalist Yücel ist seit Ende Februar in der Türkei in Untersuchungshaft. Ihm werden Terrorpropaganda und Volksverhetzung vorgeworfen. Erdogan beschuldigte Yücel außerdem öffentlich, ein Terrorist und ein deutscher Spion zu sein. (dpa/rtr)