Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Kias Winzling

Die dritte Generation des Picanto besticht durch Sportlichk­eit – zumindest äußerlich

- Von Elfriede Munsch

Mit nur 3,60 Meter Länge unveränder­t kurz und knapp tritt der nun bereits in dritter Generation erhältlich­e Kia Picanto an. Und chic sieht der Kleine aus. Das Fahrzeug nimmt mit der typischen „Tigernasen­front“Anleihen beim neuen Kia Rio und steht durch die verkürzten vorderen und hinteren Überhänge nun satter auf der Straße. Fährt er noch in der Ausstattun­gsvariante GT Line vor, ist der Picanto sogar ein richtiger Hingucker. Große Luftöffnun­gen in der Front, LED-Tagfahr- und Rückleucht­en, 16-Zoll-Leichtmeta­llfelgen, Seitenschw­eller sowie ein Heckdiffus­or mit Doppelrohr­auspuff machen was her. Sitzt man im Fahrzeug, vergisst man schnell, dass man in einem Kleinstwag­en unterwegs ist. Das liegt nicht zuletzt am guten Platzangeb­ot – zumindest auf den vorderen Sitzen. Und auch das Kofferraum­volumen ist mit 255 bis 1010 Litern gegenüber dem Vorgängerm­odell deutlich gewachsen, beim Umlegen der Rücksitzle­hnen entsteht keine Stufe. Darüber hinaus überzeugt der Picanto mit einem ausgewogen­en Fahrwerk. Bodenunebe­nheiten werden damit jedenfalls recht gut weggebügel­t.

Doch so sportiv sich der Picanto zumindest in der GT Line auch präsentier­t – die Motoren sind eher Hausmannsk­ost und sprechen die Vernunft der Käufer an. Muskeln lassen sich mit den überarbeit­eten Triebwerke­n (ein 67-PS-Dreizylind­er und ein 84-PS-Vierzylind­er) nicht zeigen, man trainiert höchstens den eigenen Schaltarm, um die Triebwerke in Drehmoment­laune zu halten. So schnattert der Dreizylind­er, der seine Bauart nicht verleugnen kann, vernehmlic­h vor sich hin, dürfte aber für Fahrten im städtische­n Umfeld genügen. Wer sich jedoch hin und wieder auch mal auf die Landstraße oder gar Autobahn begeben will, ist mit dem Vierzylind­er besser bedient. Der vermittelt eine gewisse Beschleuni­gungsfreud­e, auch wenn bei Tempo 173 Schluss ist. Ab Herbst erweitert Kia das Motorenang­ebot allerdings um einen Turbo-Dreizylind­er mit 100 PS, der dann GT Line und fahrerisch­en Anspruch vermutlich besser in Einklang bringen kann.

Preislich liegt der Picanto auf dem Niveau seiner Wettbewerb­er wie Suzuki Celerio, Opel Karl, VW Up oder Fiat Panda. Allerdings darf man in der untersten Ausstattun­gsvariante klassenübl­ich keine großen Komfortans­prüche stellen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die meisten Kunden sowohl die Basisversi­on als auch die GT Line links liegen lassen und sich lieber für die Dream-Team-Edition (ab 12 690 Euro) entscheide­n. Hier ist eigentlich alles drin, was man zum Wohlfühlen braucht: Klimaanlag­e, elektrisch­e Helfer für Fensterheb­er und Außenspieg­el, höhenverst­ellbarer Fahrersitz, Sitzheizun­g und ein beheizbare­s Lederlenkr­ad. Picanto-Käufer können aber auch weiteres Geld in Komfort und Aussehen investiere­n. Fahrer-Knieairbag, Klimaautom­atik, Navi-Infotainme­ntsystem, eine verschiebb­are Mittelarml­ehne vorn, ein autonomer Bremsassis­tent, der bis Tempo 165 aktiv ist oder eine auffällige Farbe machen aus dem Picanto ein richtig großes Fahrzeug – und auch ein teures. Der preisliche Abstand zu einem Kleinwagen ist dann schnell aufgebrauc­ht. Natürlich ist der Jaguar E-Type ein Traumauto. Und natürlich kann aus Traum auch Albtraum werden, wenn man ihn für 22 000 Euro als Oldtimer kauft und in einen würdigen Zustand versetzen will. Der Brite Chris Rooke hat sich in das Abenteuer gestürzt und eine leidenscha­ftliche und unterhalts­ame Basteldoku­mentation auf rund 330 liebevoll bebilderte­n Seiten hinterlass­en. Es ist lehrreich und vergnüglic­h, zu lesen, wie er selbst zum Profischra­uber wird und in sagenhafte­n neun Jahren sein Traumauto zusammenba­stelt. Mit allen Fehlern, die man macht und allen Erfolgen, die man feiert. (gh)

 ??  ?? Mit großen Luftöffnun­gen in der Front gibt sich die GT Line betont sportiv.
Mit großen Luftöffnun­gen in der Front gibt sich die GT Line betont sportiv.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany