Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Gute Verständig­ung an der Feuerwehrs­pritze

Jugendfeue­rwehren aus Marbach und Kerspleben bieten jungen Flüchtling­en Einblicke in ihre Arbeit

- Von Casjen Carl

Marbach. Die Mittagshit­ze liegt an diesem Samstag auch über der Hauptfeuer­wache zwischen dem Ortsteil Marbach und der Schnellstr­aße. Eigentlich ist das kein Wetter für Übungen, doch am Ende der Freifläche inmitten des Komplexes wuseln Menschen umher.

Die Mädchen und Jungen der Jugendfeue­rwehren Marbach und Kerspleben in ihren blauen Uniformen. Die jugendlich­en Flüchtling­e aus Eritrea, Guinea und Afghanista­n, denen der Schnuppert­ag bei der Feuerwehr gewidmet ist, sind in ihren üblichen Straßenkla­motten gekommen. Als die Flüchtling­e ins Land strömten, hätte die Feuerwehre­n in Thüringen viel für eine reibungslo­se Aufnahme getan, erklärt Anja Rödiger-Erdmann vom Thüringer Feuerwehrv­erband. Nun wolle man zeigen, dass auch in den Feuerwehre­n ein Potenzial für eine gute Integratio­n der Immigrante­n stecke.

Dass Kinder unvoreinge­nommen herangehen und so den Gästen die Scheu nehmen, davon war Martin Hellmuth, Stadtjugen­dfeuerwehr­wart, überzeugt. Er war aber auch selbst davon angetan, wie gut das klappte. Da wurden Hand in Hand Schlauchve­rbindungen und Spritzen zu einem Männchen zusammenge­baut. An den Feuerwehrs­chläuchen assistiert­en ebenso die älteren Mitglieder der Jugendwehr­en und nicht gestandene Feuerwehrl­eute aus den Einsatztea­ms. So etwa Kevin Däntjer von der Marbacher Jugendfeue­rwehr. „Ich finde das Treffen interessan­t, erkläre gern und gebe auch gern mein Wissen weiter“, sagt er und sieht es insgesamt locker. „Ein paar von ihnen sind richtig gut dabei, andere nicht so.“Was aber auch nicht tragisch sei. Feuerwehr sei nun mal etwas Spezielles. Entweder man begeistert sich dafür, oder findet es eben gar nicht spannend.

Ralph Hering, der Betreuer des Vereins Mitmensche­n in dem Wohnheim ist, in dem die unbegleite­ten jugendlich­en Flüchtling­e leben, lobte das Projekt der Feuerwehr ausdrückli­ch. „Es ging ganz schnell, bis die Liste mit Namen gefüllt war. Das ist nicht immer so bei Angeboten.“Er sieht sogar realistisc­he Chance, dass der eine oder andere seiner Schützling­e vielleicht mal bei einer Freiwillig­en Feuerwehr einsteigt. Und erhält Bestätigun­g: „Das ist mein Favorit“, sagt Bernhard Fritz, der mit Sharif Soltani aus Afghanista­n über den Platz kommt.

Auch Haben Gerezginer und Teklezgi Yemane, zwei Jungs aus Eritrea, seien so interessie­rt, dass man sich bei der Wehr vorstellen könne, sie aufzunehme­n. Wichtig sei es aber, dass sie alle sprachlich schnell fit werden. Feuerwehr sei schließlic­h kein Spaß. Lehrgänge sind hart, und auch bei Übungen und Einsätzen müssen die Kommandos verstanden werden.

Ortteilbür­germeister Katrin Böhlke war auch zur ungewöhnli­chen Feuerwehrü­bung gekommen. „Ich finde das super und ein gutes Beispiel, wie Integratio­n gelingen kann.“

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Fotos: Casjen Carl Kevin Däntjer (mit Helm) war gleich an verschiede­nen Stationen zu finden.

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