Abschleudern beendet Honigernte
Ehrenamtliche Imker auf der Ega bereiten Bienenvölker nach schlechter Saison auf Winterruhe vor. Der Varroamilbe geht es jetzt an den Kragen
Erfurt. Mit dem Abschleudern ist die Honigernte für diese Saison beendet. Die Arbeit ist jedoch für Eberhard Wetzel und Christine Kausch noch lange nicht vorbei. Sie betreuen den Schau- und Lehrbienenstand des Erfurter Imkervereins im Park. Momentan leben dort zehn Bienenvölker. Sechs Ableger wachsen gerade nach und entwickeln sich zu eigenen Völkern. Alle werden sie nun auf die Winterruhe vorbereitet.
Seit Mai und noch bis Mitte September erzählen die beiden ehrenamtlichen Imker Besuchern immer sonntags von 13 bis 17 Uhr, warum eine Arbeitsbiene im Sommer nur 45 Tage lebt. Oder wie die Bienenkönigin über den Winter kommt – und noch vieles mehr.
Obwohl die Insekten auf der Ega fleißig wie jedes Jahr produziert haben, sind die hiesigen Imker mit dem Honigertrag nicht zufrieden. Es war ein schlechtes Bienenjahr. Schon der Anfang war nicht besonders. Lange war es zu kalt. Späte Nachtfröste ließen viele Blüten erfrieren. „Zum Beispiel die Kirschen hier in der Nähe“, sagt Eberhard Wetzel. Die folgende Schönwetterperiode habe allerhand Honig gebracht. „Eigentlich waren wir da zufrieden mit der Tracht.“Fast als Totalausfall erwiesen sich dann allerdings die Robinie und die Winterlinden, von deren Nektar es normalerweise qualitativ und quantitativ besonders guten Honig gibt. Wenig Blüten und kaum Nektar.
Was jetzt noch blüht, lockt die Bienen zwar an, bringt aber keinen Nektar mehr. „Die Bienen holen sich noch Blütenstaub, den brauchen sie auch“, erklärt
Eberhard Wetzel. Eine Königin, die im Mai und Juni zwischen 1000 und 2000 Eier pro Tag legt, schaltet ab Juli allmählich immer einen Gang weiter zurück. „Im September sind es vielleicht noch 100 Eier täglich, deshalb ist es extrem wichtig, die Varroamilbe zu bekämpfen, sonst hat man im Frühjahr keine Biene mehr“, erläutert Eberhard Wetzel.
Mit Ameisensäure geht es der Varroamilbe an den Kragen. „Es
gäbe auch chemische Keulen, aber ich habe gute Erfahrungen mit der natürlichen Abwehr gemacht“, sagt der Imker. Die Varroamilbe befällt die Brut und ist seit Jahren nicht komplett auszumerzen. „Jetzt heißt es: Aufpassen“, betont er und macht eine einfache Rechnung auf: „100 Milben richten bei 1000 bis 2000 Eiern pro Tag nichts aus. Legt die Königin aber nur noch 100 Eier, vernichten 100 Milben mühelos die gesamte Brut und
bei der kurzen Lebensdauer der Sommerbiene gleich den ganzen Stock.“Zwei- bis dreimal behandelt Eberhard Wetzel die Bienenstöcke mit Ameisensäure.
Wenn der Honig geerntet ist, benötigen die Bienen zum Überwintern weitere Nahrung, als nur den Resthonig in den Waben. 20 Kilogramm Zuckersirup verteilt der Imker an seine Bienen pro Volk. Die Winterbienen leben deutlich länger, haben aber nur eine Aufgabe: Sie müssen
ihre Königin gut über die kalte Zeit bringen. Dabei bilden sie eine Traube und erzeugen mit ihren Flügeln die nötige Wärme. Und schließlich ernähren sie die allererste Frühjahrsbrut.
Eberhard Wetzel lässt keine Gelegenheit aus zu betonen, wie wichtig die Biene für den Menschen ist: „Achtzig Prozent aller Nutzpflanzen werden von der Honigbiene bestäubt“, sagt er. „Äpfel, Kirschen, Stachelbeeren, Himbeeren – ohne sie hätten
wir gar kein Obst mehr.“Den Standort Ega findet er für die Bienen super, weil die Vielfalt an Blüten schon sehr zeitig mit den Winterlingen beginnt und weil im Park und den angrenzenden Kleingärten wenig gespritzt wird. Mit wachsendem Zuspruch der Stadtimkerei ist auch der Imkerverein Erfurt immer weiter gewachsen und hat jetzt mindestens 125 Mitglieder. „Vor allem sind viele junge Leute dabei“, so Eberhard Wetzel.