Lasst die Köpfe rollen
K.O.K Als ein primitiver Special Effect Einzug in Opas Gruselkino hält. Ausstellung in der Kunsthalle gibt Einblicke
Erfurt. Die formelle Gründung der Ufa im Winter 1917/18 hatte zunächst überschaubare Folgen im Filmmarkt: Mitten in den Kriegswirren als Propagandainstrument gedacht, ließen die schwierigen Verhältnisse einen regulären Drehbetrieb kaum zu. Dies änderte sich erst im Jahr 1919, als man mit dem Historienschinken „Madame Dubarry“die erste Großproduktion in Angriff nahm.
Nachdem der kommunistische Umsturzversuch gescheitert und die Arbeiter- und Soldatenräte landauf, landab wieder verschwunden waren, schien das Drama um die Mätresse des Königs, die während der Französischen Revolution ihr Leben verliert, dem Zeitgeist zu entsprechen. Unter der Regie von Ernst Lubitsch entstand ein Kostümdrama, das heute zu den wichtigsten Filmen der Epoche zählt.
Mit Pola Negri und Emil Jannings agieren zwei der berühmtesten Schauspieler der Stummfilmzeit, die Massenszenen erforderten eine gigantische Komparserie und geschickte Kostümbildner. Als am Ende der Kopf der enthaupteten Dubarry von der Guillotine in das Publikum fliegt und von der triumphierenden Menschenmenge vorgezeigt wird, hat auch ein noch primitiver Special Effect Einzug in Opas Gruselkino gehalten.
Die Szenenabfolge des Films wurde von der Projektions-AG „Union“(PAGU), die im Auftrag der Ufa produzierte, in einem voluminösen Fotoalbum festgehalten. Rund 50 großformatige Fotos zeigen den Fortgang der Handlung, darunter auch eine Ansicht des abgeschlagenen Kopfes – ein Motiv, das in der zeitgenössischen Filmwerbung ansonsten nicht auftaucht und heute kaum mehr auffindbar ist. Angefertigt wurden diese Standbilder von speziellen Studiofotografen, die die Schlüsselszenen parallel zu den Dreharbeiten in qualitativ hochwertigen Aufnahmen dokumentierten, die später auch als Aushangfotos in den Kinos zum Einsatz kamen. Überreicht wurden solche aufwendigen Alben ausgewählten Mitarbeitern des Stabes, den Produzenten des Films und prominenten Gönnern; vermutlich wurden weniger als ein Dutzend hergestellt. Dass eines dieser Exemplare aus der Frühzeit der Ufa-Geschichte überlebt hat und heute Zeugnis ablegt von der Pracht dieses Blockbusters einer vergangenen Epoche, kann man nur einen glücklichen Zufall der Geschichte nennen.
Präsentiert wird dieses Objekt derzeit in der Ausstellung „kunst.ort.kino“in der Erfurter Kunsthalle am Fischmarkt. Dank digitaler Technik ist es sogar möglich, die einzelnen Blätter in ihrer Abfolge zu betrachten.
▶ Zu sehen ist die Schau noch bis zum . September. Am Donnerstag, . Juli, gibt es um Uhr die nächste öffentliche Führung.