20 Jahre allen Widrigkeiten getrotzt
Gut Ringhofen in Mühlberg ist nicht nur in den Sommerferien ein beliebter Anziehungspunkt
Mühlberg. Er ist eine feste Instanz auf seinem Gebiet – und das seit mittlerweile schon 20 Jahren, so die einhellige Meinung seiner Gäste. „Wir sind bereits zum zweiten Mal hier, weil sich unsere Kinder super wohlfühlen“, erklärt Ndiaye Esser, die extra aus Bonn anreist.
Wenn die Rede vom Reiterhof Gut Ringhofen ist, spricht man auch zwangsläufig von Raimund Kalb – dem „Pferdeflüsterer“von Mühlberg. 1997 hat sich der heute 67-Jährige seinen Traum vom eigenen Pferdehof erfüllt: „Es war zwar nicht immer leicht und oft mit finanziellen Sorgen verbunden, dennoch haben wir hier einiges erreicht“, erzählt der studierte Fachmann für Pferdezucht und Pferdeleistungsprüfung – einem DDR-Studiengang, der heute etwa vergleichbar mit der Ausbildung zum Pferdewirtschaftsmeister ist. Stolz kann Kalb auf das Geschaffte zurückblicken. Im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte hat er das alte Rittergut aufwendig saniert, neue Ställe errichtet, zwei Außenreitplätze sowie eine zusätzliche Reithalle gebaut.
Was mit 20 Pferden anfing wuchs mit der Zeit auf mittlerweile 60 Ponys und Großpferde an. Darunter viele aus eigener Zucht, Schulpferde, aber auch sogenannte Pensionspferde, deren Besitzer auf Kalbs Pferdehof einen Stellplatz für ihre Tiere anmieten.
„Die Boxen sind so gut wie voll. Wir sind absolut ausgelastet“, verrät der 67-Jährige zufrieden. Der Arbeitsaufwand scheint dabei auch enorm, immerhin betreibt Kalb den Reiterhof lediglich zu zweit, einzig seine Angestellte Sarah Ducke hält ihm den Rücken frei und entlastet ihn, so gut sie kann. Auch sie ist ein Urgestein am Gut Ringhofen. War sie im Jahr 2000 zunächst noch Auszubildende in Kalbs Betrieb, so stieg sie zwei Jahre später als zuverlässige Mitarbeiterin mit ein, erinnert sich der Chef nur zu gut.
Neben Reitunterricht und Pferdezucht gehören auch das Putzen, Pflegen und Füttern der Tiere sowie das Stallausmisten zum täglichen Geschäft der beiden. Allmählich hegt Raimund Kalb jedoch Gedanken, sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückzuziehen, schließlich hat er jahrelang seinen Beitrag dazu geleistet, um jetzt den Hof gut gerüstet an einen Nachfolger übergeben zu können, blickt Kalb voraus – eine Vision, die einigen Gästen und Nutzern der Anlage „unvorstellbar“erscheint. Vor allem die Kinder würden ihn vermissen. In den Sommerferien sind es bis zu 16, die gelehrig den Anweisungen des „Pferdeflüsterers“lauschen.
Vom blutigen Anfänger bis zum geübten Reiter, von Klein bis Groß, alle kommen sie, um am Gut Ringhofen das Reiten zu erlernen. „Hin und wieder ist sogar mal ein Junge dabei. Dennoch bleibt es eine Frauendomäne“, beschreibt Kalb. Neben den praktischen Reitstunden auf dem Rücken der Pferde, wird den Kindern auch theoretisches Wissen im Umgang mit den Tieren vermittelt. Anfänger können sich langsam beim Reiten mit einer Longe – dem Laufenlassen eines Pferdes auf einer kreisförmigen Bahn an einer Leine – an die Vierbeiner gewöhnen. Der Reiterhof ist mittlerweile sogar so begehrt, dass selbst die Kinderserie „Schloss Einstein“kürzlich hier drehte und kurzerhand drei von Kalbs Pferden als Komparsen einsetzte.