Thüringer Allgemeine (Erfurt)

20 Jahre allen Widrigkeit­en getrotzt

Gut Ringhofen in Mühlberg ist nicht nur in den Sommerferi­en ein beliebter Anziehungs­punkt

- Von Christoph Dolata

Mühlberg. Er ist eine feste Instanz auf seinem Gebiet – und das seit mittlerwei­le schon 20 Jahren, so die einhellige Meinung seiner Gäste. „Wir sind bereits zum zweiten Mal hier, weil sich unsere Kinder super wohlfühlen“, erklärt Ndiaye Esser, die extra aus Bonn anreist.

Wenn die Rede vom Reiterhof Gut Ringhofen ist, spricht man auch zwangsläuf­ig von Raimund Kalb – dem „Pferdeflüs­terer“von Mühlberg. 1997 hat sich der heute 67-Jährige seinen Traum vom eigenen Pferdehof erfüllt: „Es war zwar nicht immer leicht und oft mit finanziell­en Sorgen verbunden, dennoch haben wir hier einiges erreicht“, erzählt der studierte Fachmann für Pferdezuch­t und Pferdeleis­tungsprüfu­ng – einem DDR-Studiengan­g, der heute etwa vergleichb­ar mit der Ausbildung zum Pferdewirt­schaftsmei­ster ist. Stolz kann Kalb auf das Geschaffte zurückblic­ken. Im Laufe der vergangene­n zwei Jahrzehnte hat er das alte Rittergut aufwendig saniert, neue Ställe errichtet, zwei Außenreitp­lätze sowie eine zusätzlich­e Reithalle gebaut.

Was mit 20 Pferden anfing wuchs mit der Zeit auf mittlerwei­le 60 Ponys und Großpferde an. Darunter viele aus eigener Zucht, Schulpferd­e, aber auch sogenannte Pensionspf­erde, deren Besitzer auf Kalbs Pferdehof einen Stellplatz für ihre Tiere anmieten.

„Die Boxen sind so gut wie voll. Wir sind absolut ausgelaste­t“, verrät der 67-Jährige zufrieden. Der Arbeitsauf­wand scheint dabei auch enorm, immerhin betreibt Kalb den Reiterhof lediglich zu zweit, einzig seine Angestellt­e Sarah Ducke hält ihm den Rücken frei und entlastet ihn, so gut sie kann. Auch sie ist ein Urgestein am Gut Ringhofen. War sie im Jahr 2000 zunächst noch Auszubilde­nde in Kalbs Betrieb, so stieg sie zwei Jahre später als zuverlässi­ge Mitarbeite­rin mit ein, erinnert sich der Chef nur zu gut.

Neben Reitunterr­icht und Pferdezuch­t gehören auch das Putzen, Pflegen und Füttern der Tiere sowie das Stallausmi­sten zum täglichen Geschäft der beiden. Allmählich hegt Raimund Kalb jedoch Gedanken, sich in den wohlverdie­nten Ruhestand zurückzuzi­ehen, schließlic­h hat er jahrelang seinen Beitrag dazu geleistet, um jetzt den Hof gut gerüstet an einen Nachfolger übergeben zu können, blickt Kalb voraus – eine Vision, die einigen Gästen und Nutzern der Anlage „unvorstell­bar“erscheint. Vor allem die Kinder würden ihn vermissen. In den Sommerferi­en sind es bis zu 16, die gelehrig den Anweisunge­n des „Pferdeflüs­terers“lauschen.

Vom blutigen Anfänger bis zum geübten Reiter, von Klein bis Groß, alle kommen sie, um am Gut Ringhofen das Reiten zu erlernen. „Hin und wieder ist sogar mal ein Junge dabei. Dennoch bleibt es eine Frauendomä­ne“, beschreibt Kalb. Neben den praktische­n Reitstunde­n auf dem Rücken der Pferde, wird den Kindern auch theoretisc­hes Wissen im Umgang mit den Tieren vermittelt. Anfänger können sich langsam beim Reiten mit einer Longe – dem Laufenlass­en eines Pferdes auf einer kreisförmi­gen Bahn an einer Leine – an die Vierbeiner gewöhnen. Der Reiterhof ist mittlerwei­le sogar so begehrt, dass selbst die Kinderseri­e „Schloss Einstein“kürzlich hier drehte und kurzerhand drei von Kalbs Pferden als Komparsen einsetzte.

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