Vom Schwimmstar zum Filmidol
Der österreichische Filmemacher Karl-Martin Pold stellt diese Woche seine Bud-Spencer-Dokumentation in Thüringen vor
Herr Pold, Sie haben acht Jahre an Ihrem Dokumentarfilm „Sie nannten ihn Spencer“gearbeitet, haben Bad Spencer selbst getroffen, aber auch Weggefährten und Fantreffen besucht. Welche Szene war die berührendste?
Da gibt es viele. Es war zum Beispiel ein riesen Ereignis, Terence Hill zu begegnen. Er hatte seit über dreißig Jahren kein Interview mehr über seine gemeinsame Zeit mit Bud Spencer gegeben. Ich war sehr überrascht, dass er fließend Deutsch spricht und pünktlich auf die Sekunde war.
Als roter Faden führen zwei deutsche Bud-Spencer-Fans durch Ihren Film, die sich auf Spurensuche nach ihrem Idol begeben. Auf ihrem Roadtrip reisen sie unter anderem in mehrere europäische Staaten. Wer sind die beiden?
Da ist zum einen Jorgo. Er ist blind und kommt aus Berlin. Zum anderen ist da Marcus aus Augsburg. Beide haben eine sehr persönliche Geschichte zu erzählen, wie sie Fans wurden. Marcus etwa hatte sich mit 20 das Genick gebrochen und war ein halbes Jahr ans Bett gefesselt. Die Ärzte sagten, er werde nie wieder gehen können. Damals hat er sich jeden Tag Bud-Spencer-Filme angesehen, und die haben ihm so viel Kraft gegeben, den Kampf aufzunehmen, dass er nach anderthalb Jahren wieder laufen konnte. Marcus‘ Motiv im Film mitzuwirken: Er wollte Bud Spencer persönlich danken.
Wie haben Sie die zwei Männer kennengelernt?
Sie haben sich 2011 auf einen FanAufruf von mir gemeldet. An diesem Film haben insgesamt Tausende Fans mitgewirkt. Sie haben die Kamera übernommen und den Ton. Sie haben die Homepage gestaltet und die Briefe aus Italien übersetzt.
Was erleben Marcus und Jorge auf ihrer Reise?
Die beiden treffen zum Beispiel Riccardo Pizzuti, die Silberlocke. Er hat in den Bud-Spencer-Filmen oft den Oberbösewicht gespielt und immer eins aufs Maul bekommen, wie man so schön sagt. Das war nicht immer nur gespielt. Bud Spencer hatte schlechte Augen und trug bei Dreharbeiten nie seine Brille. Einmal schlug er Pizzuti sogar zwei Zähne aus. Die Stuntmänner hatten einen riesen Respekt vor Bud Spencers Kraft. Er war ja früher Profischwimmer gewesen. Damals noch rank und schlank, ein Hüne von einem Mann und ohne Bart. Das alles kommt in dem Film natürlich auch vor. Über den Roadtrip wird quasi das Leben des italienischen Schauspielers erzählt?
Genau. Er hat so viel erlebt. Das reicht für zehn Biografien. Er war Erfinder, hat eine Fluglinie begründet, war Komponist, Sänger und hat eine Jeansmarke herausgebracht.
Bud Spencer ist vor einem Jahr gestorben. Wie sehr hat Sie sein Tod getroffen?
Das war ein sehr emotionaler Moment, weil ich wie viele mit Bud Spencer aufgewachsen bin.
In welchen Verhältnissen wuchs er eigentlich auf?
Er wurde 1929 als Carlo Pedersoli in Neapel geboren. Er stammte aus einem gutbürgerlichen Haus, seine Eltern besaßen eine Fabrik.
Wie kam Bud Spencer zu seinem Pseudonym? Die Italiener haben in den 60er-Jahren versucht, ihre Filme als amerikanische Produktionen zu verkaufen. Deshalb die englischen Namen. Bud Spencer leitet sich von Budweiser Beer und Spencer Tracy ab. Von beidem war er großer Fan.
Sie zeigen viele Ausschnitte aus seinen alten Spielfilmen. Welche Produktion mochten Sie denn besonders?
„Vier Fäuste für ein Halleluja“, „Sie nannten ihn Mücke“, „Zwei außer Rand und Band“. Es ist leichter zu sagen, welcher Film mir nicht gefiel.
Und der wäre?
„Die Troublemaker“, der letzte gemeinsam mit Terence Hill. Der war zu sehr darauf gedrillt, kinderfreundlich zu sein. Den Charme der Spencer-Hill-Filme macht ja auch aus, dass sie nicht immer ganz politisch korrekt waren. Wie war das Verhältnis der beiden Schauspieler zueinander?
Terence Hill kannte Bud Spencer schon als Kind. Damals war Spencer noch ein Schwimmstar in Italien, und Hill hat ihm immer zugejubelt. Sie waren damals im gleichen Schwimmverein. Verrückt, dass beide 20 Jahre später zu einem der erfolgreichsten Filmduos avancierten. Der Film „Vier Fäuste für ein Halleluja“hat über zwölf Millionen Besucher in Deutschland erreicht, mehr als „Star Wars“.
Sie haben acht Jahre an dem Film gearbeitet – ziemlich lange. Welche Hürden galt es zu nehmen?
Das Problem war, dass die Filmförderstellen unverständlicherweise der Ansicht waren, Bud Spencer habe kein Kinopotenzial. Ich konnte aber nicht warten, dass der Film finanziert wird, weil die alten Haudegen ja schon weit über 80 Jahre alt sind.