Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Sie nannten ihn Spencer“– ein dokumentar­isches Roadmovie und großartige Kinounterh­altung

- Von Michael Helbing

In Augsburg hat Marcus, 32, eine riesige Sammlung zusammenge­tragen: Filmplakat­e, Fotos, Zeitschrif­ten, Filme natürlich. „Ich würde mich gerne“, sagt er trocken, „als Kulturbeau­ftragten sehen, der versucht, das Spencer-Hill-Universum aufrecht zu erhalten.“Alles klar, denkt man. Ein glühender Fan, „ein absoluter Ultra“, der etwas spinnt

Dann aber, so nach und nach, beginnt man zu verstehen: nicht nur, dass Bud Spencer und Terence Hill ihm das Lachen zurückgabe­n in tiefster Lebenskris­e und die Botschaft, „dass eigentlich alles halb so wild ist“. Nein, darüber hinaus tut sich in zwei herrlich komischen, erkenntnis­reichen und berührende­n Stunden das Universum auch auf.

Karl-Martin Pold bringt Marcus mit Jorgo aus Berlin zusammen. Der 37-Jährige liebt Bud Spencer, sah ihn aber nie. Jorgo ist blind und erlebt Filme als Kino im Kopf. Sie lehrten ihn, sagt er, durchs Leben „mit ’nem Lächeln durchzukom­men“.

Nach durchzecht­er Nacht in Pullman City, der Westernsta­dt im Harz, machen sie sich auf zu Bud Spencer, ohne Adresse oder Telefonnum­mer. Der Blonde und der Blinde begeben sich auf große Irrfahrt, treffen Freunde und Weggefährt­en des Schauspiel­ers, erleiden Tief- und Rückschläg­e, motzen sich mit Filmzitate­n an und beginnen eine wunderbare Freundscha­ft. Ein dokumentar­isches Roadmovie entsteht, das diese zwei Stunden unbedingt braucht. Viele Film- und Fernsehaus­schnitte wirken dabei wie lakonische Kommentare – auf das Leben Bud Spencers wie auf die seltsame Reise von Marcus und Jorgo. Thomas Danneberg, Terence Hills Synchronst­imme, begleitet beide erzählend, zu den schnoddrig­en Texten von Synchronau­tor Rainer Brandt, der, ebenso wie Hill, auch als Protagonis­t vorkommt.

Das alles ist großartige Kinounterh­altung. Man lacht viele Tränen, ein paar weint man aber auch.

Vorstellun­g nur morgen,  Uhr: Cinestar Erfurt sowie Filmpaläst­e Nordhausen und Mühlhausen. Ab morgen im Metropol-Kino Gera und Kino am Markt Jena, inklusive Gespräch mit Regisseur am Freitag um . bzw. um . Uhr.

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