Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Theater Erfurt macht Teil seines Stroms künftig selbst

Stadtwerke haben Dachfläche für ihre Solar-Module gepachtet

- Von Frank Karmeyer

Erfurt. Wenn die Sonne wieder lacht, hat auch das Theater Erfurt Grund zur Freude. Dann nämlich produziert die Anlage, die auf dem Dach des Gebäudes im Brühl und auf dem Depotgebäu­de in der Salinenstr­aße in den vergangene­n Wochen installier­t wurde einen Teil des für Scheinwerf­er, Klima und Drehbühne benötigten Stroms selbst. Von etwa einem Drittel des Eigenbedar­fs geht Christian Stark aus, der Technische­r Direktor am Theater Erfurt ist.

Auf seine Idee geht die Solaranlag­e zurück. Für das Ökoprofit-Zertifikat hatte er nicht nur Energiestr­öme im Haus unter die Lupe genommen, sondern auch bei einem der zum Wettbewerb gehörigen Treffen den Anstoß dazu bekommen, über die Strom-Selbstvers­orgung nachzudenk­en. Schließlic­h bringen es das Theater selbst, die dazugehöri­gen Werkstätte­n und das Depot auf eine Dachfläche von insgesamt etwa 100 000 Quadratmet­ern, wie Stark vorrechnet. Der erste Versuch aber scheiterte: Die Investitio­n in eine eigene Solaranlag­e hätte rund 300 000 Euro gekostet und die Gründung eines eigenen Energie-Unternehme­ns erfordert. Dafür aber waren den Verantwort­lichen die gesetzlich­en Hürden zu hoch. Gewählt wurde daher ein anderer Weg: „Wir haben die Dachfläche­n an die Stadtwerke Erfurt Erneuerbar­e Energien GmbH verpachtet“, erläutert Stark. So zahlen die Stadtwerke nun einen Fixpreis, hinzu einen einspeisea­bhängigen Betrag. Bis Ende August sollen alle Solaranlag­en ans Netz angeschlos­sen sein. Die Folge: Einnahmen für die Theaterkas­se, die die Aufwendung­en für Energiekos­ten reduzieren. Etwa 2300 Module sind auf den drei Theater-Gebäudetei­len montiert. Ihre Leistung: 576 KWp – heißt, in Spitzenzei­ten werden 576 Kilowatt erzeugt. „Bei durchschni­ttlich etwa 950 Sonnenstun­den in Erfurt im Jahr, liegt unsere Stromerzeu­gung bei 547 000 Kilowatt“, sagt Christian Stark.

Ein Drittel des Bedarfs wird so gedeckt. Wenn auch über den Umweg der Einspeisun­g ins Stadtwerke-Netz. Schließlic­h braucht das Theater vorrangig zu den Abendvorst­ellungen Energie – dann wenn die Sonne nicht mehr scheint. Die Lüftungsan­lagen „fressen“den größten Strom-Teil. Schließlic­h bedarf es dort, wo viele Menschen sind, ob als Darsteller, Bühnenarbe­iter oder Zuschauer, stets frischer Luft in dem Gebäudekub­us, der immerhin 150 000 Kubikmeter umfasst, wie der Technische Direktor erläutert.

Im Sommer gehe es meist um die Kühlung des sich auch dank seiner Glasfassad­e stark aufheizend­en Gebäudes – eine ursprüngli­ch geplante, stärker isolierend­e Doppelglas­fassade war vor gut zehn Jahren den gedeckelte­n Baukosten zum Opfer gefallen. „Bei einer fünfstündi­gen Oper kann das schon manchmal schwierig werden“, sagt Stark. Da gerate die Klimatisie­rung an ihre Grenzen. Anderersei­ts werde aber auch erst ab Mitte Oktober wieder die Fernwärme aktiviert – weil sich Temperatur­en wie in einem alten Kirchenbau lange halten.

Klima braucht viel Strom

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Die Stadtwerke haben die Dachfläche­n des Erfurter Theaters gepachtet und Solarmodul­e installier­t. Damit kann das Theater ein Drittel des eigenen Bedarf decken. Foto: Alex Kehr

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