Theater Erfurt macht Teil seines Stroms künftig selbst
Stadtwerke haben Dachfläche für ihre Solar-Module gepachtet
Erfurt. Wenn die Sonne wieder lacht, hat auch das Theater Erfurt Grund zur Freude. Dann nämlich produziert die Anlage, die auf dem Dach des Gebäudes im Brühl und auf dem Depotgebäude in der Salinenstraße in den vergangenen Wochen installiert wurde einen Teil des für Scheinwerfer, Klima und Drehbühne benötigten Stroms selbst. Von etwa einem Drittel des Eigenbedarfs geht Christian Stark aus, der Technischer Direktor am Theater Erfurt ist.
Auf seine Idee geht die Solaranlage zurück. Für das Ökoprofit-Zertifikat hatte er nicht nur Energieströme im Haus unter die Lupe genommen, sondern auch bei einem der zum Wettbewerb gehörigen Treffen den Anstoß dazu bekommen, über die Strom-Selbstversorgung nachzudenken. Schließlich bringen es das Theater selbst, die dazugehörigen Werkstätten und das Depot auf eine Dachfläche von insgesamt etwa 100 000 Quadratmetern, wie Stark vorrechnet. Der erste Versuch aber scheiterte: Die Investition in eine eigene Solaranlage hätte rund 300 000 Euro gekostet und die Gründung eines eigenen Energie-Unternehmens erfordert. Dafür aber waren den Verantwortlichen die gesetzlichen Hürden zu hoch. Gewählt wurde daher ein anderer Weg: „Wir haben die Dachflächen an die Stadtwerke Erfurt Erneuerbare Energien GmbH verpachtet“, erläutert Stark. So zahlen die Stadtwerke nun einen Fixpreis, hinzu einen einspeiseabhängigen Betrag. Bis Ende August sollen alle Solaranlagen ans Netz angeschlossen sein. Die Folge: Einnahmen für die Theaterkasse, die die Aufwendungen für Energiekosten reduzieren. Etwa 2300 Module sind auf den drei Theater-Gebäudeteilen montiert. Ihre Leistung: 576 KWp – heißt, in Spitzenzeiten werden 576 Kilowatt erzeugt. „Bei durchschnittlich etwa 950 Sonnenstunden in Erfurt im Jahr, liegt unsere Stromerzeugung bei 547 000 Kilowatt“, sagt Christian Stark.
Ein Drittel des Bedarfs wird so gedeckt. Wenn auch über den Umweg der Einspeisung ins Stadtwerke-Netz. Schließlich braucht das Theater vorrangig zu den Abendvorstellungen Energie – dann wenn die Sonne nicht mehr scheint. Die Lüftungsanlagen „fressen“den größten Strom-Teil. Schließlich bedarf es dort, wo viele Menschen sind, ob als Darsteller, Bühnenarbeiter oder Zuschauer, stets frischer Luft in dem Gebäudekubus, der immerhin 150 000 Kubikmeter umfasst, wie der Technische Direktor erläutert.
Im Sommer gehe es meist um die Kühlung des sich auch dank seiner Glasfassade stark aufheizenden Gebäudes – eine ursprünglich geplante, stärker isolierende Doppelglasfassade war vor gut zehn Jahren den gedeckelten Baukosten zum Opfer gefallen. „Bei einer fünfstündigen Oper kann das schon manchmal schwierig werden“, sagt Stark. Da gerate die Klimatisierung an ihre Grenzen. Andererseits werde aber auch erst ab Mitte Oktober wieder die Fernwärme aktiviert – weil sich Temperaturen wie in einem alten Kirchenbau lange halten.
Klima braucht viel Strom